Britische Bischöfe warnen vor No-Deal-Brexit

Britische Bischöfe haben vor einem Brexit ohne Abkommen gewarnt. "Wir haben besondere Bedenken vor den potentiellen Kosten eines No-Deal-Brexits für die Verwundbaren in der Gesellschaft", schrieben 25 Bischöfe der anglikanischen Kirche am Mittwoch in einem offenen Brief. Man sehe sich durch die Botschaft Jesu aufgerufen, die Wahrheit beim Namen zu nennen und die Armen zu verteidigen. Zudem reichten die Verpflichtungen der Kirchenoberen über die Grenzen des Vereinigten Königreichs hinaus und beträfen auch Verbindungen in die europäischen Nachbarländer.

Die Regierung tue gut daran, für einen Brexit ohne Abkommen vorzusorgen, so die Bischöfe. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass ein ungeordneter Austritt für Versöhnung und Frieden in der gespaltenen Gesellschaft Großbritanniens sorgen würde. Man müsse transparent machen, dass auch nach dem Austrittsdatum noch einige Jahre Arbeit nötig seien, um das Land in eine bessere Zukunft zu führen.

Keine einheitliche Meinung

Der Episkopat habe zum Brexit keine einheitliche Meinung, heißt es in dem Brief. Man sei sich jedoch darüber einig, dass Demokratie und die engagierte Debatte nicht mit dem Stimmenzählen endeten. In Anbetracht dessen beschäftigten die Bischöfe einige Sorgen: So beklagen sie die politische Polarisierung und fordern einen anderen Sprachduktus in der Politik. Zudem hätten sich Lügen verbreitet, dabei müsse die politische Führung Kosten und Möglichkeiten beim Thema Brexit klar benennen, vor allem im Hinblick auf die Schwachen. Auch in der Auseinandersetzung um die britisch-irische Grenze sei es wichtig, "Respekt für beide Seiten der Grenze" zu zeigen.

Zudem mahnen die Anglikaner: "Die Souveränität des Parlaments ist nicht nur eine leere Floskel. Sie basiert auf Institutionen, die es zu achten und respektieren gilt. Durch die unbekümmerte Missachtung dieser Institutionen ist unsere Demokratie gefährdet." Der Brief der Bischöfe erschien kurz nach der Ankündigung, dass Premierminister Boris Johnson dem britischen Parlament eine Zwangspause bis Mitte Oktober verordnet hatte. Kritiker sehen darin einen Versuch, mögliche Initiativen gegen einen No-Deal-Brexit zu verhindern. (cph)