Südostafrika: Nach dem Friedensschluss kommt der Papst
Anfang August zog Mosambik unter ein langes, blutiges Kapitel einen Schlussstrich: Die Regierung in Maputo und die bewaffnete Opposition unterzeichneten ein Friedensabkommen - 27 Jahre nach dem Waffenstillstand, den man 1992 in Rom geschlossen hatte. Der war maßgeblich ein Verdienst der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio. Fast eine Million Tote hatte der 15-jährige Bürgerkrieg zwischen der Regierungspartei Frelimo und den Rebellen der Renamo gefordert.
Nun sollten rund 5.200 Renamo-Milizen ihre Waffen abgeben, bevor Papst Franziskus in dieser Woche das Land besucht und am 15. Oktober Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattfinden. Für Präsident Filipe Nyusi sind der Friedensschluss und der Papst als Gast Glanzlichter zum Ende seiner ersten Amtszeit.
Mosambik, Madagaskar und Mauritius sind die Ziele von Franziskus auf seiner dritten Afrikareise vom 4. bis 10. September. Die drei Länder verbindet ihre geografische Lage im Südosten des Kontinents. Ansonsten trennen sie Welten: Mauritius, von Maputo so weit weg wie Garmisch von der Zentral-Sahara, ist fast eine Insel des Wohlstands; Mosambik dagegen belegt auf dem globalen Entwicklungsindex den zehntletzten Platz.
28 Prozent Katholiken vor vielen Herausforderungen
Es ist gerade dieser Staat, der bei der Papstreise im Brennpunkt stehen wird. Anfang März verwüstete der Zyklon Idai Mosambik. Rund 600 Menschen starben, viele blieben vermisst, Hunderttausende wurden obdachlos. Der Sturm warf das Land in seiner Wirtschafts- und Finanzkrise noch einmal zurück.
Unterdessen setzt China, das nicht zuletzt ein Auge auf die Rohstoffvorkommen Mosambiks hat, große Infrastrukturprojekte um - Aushängschild ist die im November 2018 eröffnete Hängebrücke über den Golf von Maputo, das längste Bauwerk dieser Art in Afrika.
Gesellschaftlich stellen die Gesundheitsfürsorge und vor allem Aids Herausforderungen dar. Auf dem Feld der Bildung gibt es zwar Fortschritte - die Analphabetenrate sinkt -, aber insbesondere die Förderung von Mädchen und Berufsperspektiven für die vielen Jugendlichen bleiben dringende Aufgaben.
Katholiken machen 28 Prozent der Bevölkerung aus. Eine lebhafte Konkurrenz besteht durch evangelikale Missionare aus Brasilien, die mit der portugiesischen Sprachverwandtschaft und wirtschaftlichen Heilsversprechen punkten.
Ein straffes Programm mit zwei Farbtupfern
So etwa ist die Lage, wenn Franziskus am 4. September in Maputo landet. Gegenüber dem ersten Papstbesuch 1988 ist das Programm kürzer und enthält weniger Volkskontakte - so gesehen ging Johannes Paul II. stärker an die Peripherien, wenngleich mit anderen Botschaften. Franziskus beschränkt sich auf Standardtermine: Treffen mit dem Präsidenten und Politikern, Klerus und pastoralen Mitarbeitern, eine Messe im Stadion Zimpeto. Farbtupfer setzen ein interreligiöses Jugendtreffen sowie der Besuch in einem Straßenkinder-Projekt und einer Klinik.
Am 6. September trifft Franziskus auf Madagaskar ein. Auch dort erwartet ihn ein Land mit gravierender Armut und einer Wirtschaftsentwicklung, die dem Bevölkerungswachstum hinterherhinkt. Ein Hemmschuh ist die Infrastruktur: Trinkwasser ist da, aber in ländlichen Regionen fehlt Technologie zur Versorgung. Als politischer Lichtblick galt im Januar die friedlich-demokratische Wahl von Andry Rajoelina zum Präsidenten.
Franziskus wird in Madagaskar einem abendlichen Großtreffen im Stil der Weltjugendtage vorstehen und am folgenden Morgen auf demselben Gelände die Sonntagsmesse feiern; lokale Medien sprechen von mehreren Hunderttausend Teilnehmern. Weiter besucht der Papst ein Wohn- und Beschäftigungsprojekt für ehemalige Bewohner von Mülldeponien. Gegründet wurde dieses von Pedro Opeka, der wie Franziskus aus Buenos Aires stammt.
Tagesausflug ins Urlaubsparadies
Den Schluss der Reise markiert ein Tagesausflug auf die 1.000 Kilometer östlich gelegene Insel Mauritius. Dort feiert Franziskus eine Messe beim Heiligtum Marie Reine de la Paix über dem Hafen der Hauptstadt Port Louis.
Drei Länder, fünf Programmtage, 14 Ansprachen. Viele Themen liegen auf dem Tisch: Frieden, Armut, soziale Ungleichheit, Seelsorge in schlecht zugänglichen Regionen und nachhaltige und gerechte Wirtschaftsentwicklung; die Folgen des Klimawandels und die Bewahrung der Schöpfung, gute Regierung und Zusammenleben in ethnischer und religiöser Vielfalt. Vier Wochen vor der Amazonas-Synode mit ähnlichen Fragen wird interessant sein, welche Akzente Franziskus setzt.