Darstellung in Sträflingskleidung – und mit Satan

Provokantes Wandbild Kardinal Pells in Rom übermalt

Veröffentlicht am 04.09.2019 um 11:20 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ An einer Eisenbahnbrücke unweit des Petersdom war er zu sehen: Der wegen Missbrauchs verurteilte Kardinal George Pell als Graffito – hinter ihm der Teufel. Doch die Stadt Rom ließ das Wandbild nach Beschwerden entfernen.

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Ein provokantes Wandgemälde in Vatikannähe, das den wegen Missbrauchs in zweiter Instanz verurteilten Kurienkardinal George Pell zeigt, ist von der römischen Stadtverwaltung grau überstrichen worden. Der australische Künstler Scott Marsh hatte den Kardinal in Sträflingskleidung kniend, mit gefalteten Händen in Handschellen und überragt von einer satanischen Figur dargestellt. Ein Sprecher der Stadt Rom sagte auf Anfrage am Dienstag, die zuständige Abteilung für Instandhaltung sei auf Bitten der Polizei tätig geworden. Vom wem die Beschwerde kam, ist nicht bekannt.

Schon das zweite Bild dieser Art

Marsh hatte eine erste Fassung des Bildes an einem Parkhaus in Sydney unweit der früheren Bischofskirche Pells angebracht. Als sie vom Parkhausbetreiber schwarz übermalt wurde, schuf er Ende Juli eine identische Version an der Eisenbahnbrücke der römischen Station San Pietro wenige Schritte vom Petersdom entfernt. Die Nachricht über die Zerstörung auch dieses Bildes kommentierte der 1984 geborene Künstler damit, es habe immerhin deutlich länger Bestand gehabt als das erste.

Pell, von 2001 bis 2014 Erzbischof von Sydney, wurde 2013 von Papst Franziskus in dessen engsten Beraterkreis berufen und 2014 mit der Leitung des einflussreichen Wirtschaftssekretariats betraut. Vergangenen Dezember wurde er von einem Geschworenengericht in Australien für schuldig befunden, 1996 als Erzbischof von Melbourne einen 13 Jahre alten Jungen missbraucht und einen anderen belästigt zu haben. Das Gericht verurteilte ihn zu sechs Jahren Haft, der Kardinal legte Revision ein. Vor zwei Wochen wies das Oberste Gericht des australischen Bundesstaats Victoria die Revision Pells zurück und bestätigte die sechsjährige Haftstrafe. Ihm bleibt nun die Möglichkeit, vor dem Obersten Gericht Australiens gegen die Entscheidung vorzugehen. Pell ist der bisher höchste katholische Würdenträger, der von einem weltlichen Gericht wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde. (tmg/KNA)