Ex-Kardinal äußert sich erstmals seit Entlassung aus Klerikerstand

McCarrick: "Ich bin nicht so böse, wie ich dargestellt werde"

Veröffentlicht am 04.09.2019 um 13:27 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Er ist kein Kardinal, kein Erzbischof und auch kein Kleriker mehr: Theodore McCarrick wurde von der Kirche des mehrfachen Missbrauchs für schuldig befunden. Nun hat sich der 89-Jährige erstmals seit dem Skandal um seine Taten zu Wort gemeldet.

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Missbrauchstäter und Ex-Kardinal Theodore McCarrick hat sich erstmals seit seiner Entlassung aus dem Klerikerstand im Februar öffentlich geäußert. "Ich bin nicht so böse, wie ich dargestellt werde", sagte der ehemalige Erzbischof von Washington dem US-Online-Magazin "Slate" am Dienstag. "Ich glaube nicht, dass ich die Dinge getan habe, derer sie mich beschuldigen", so der 89-Jährige, der laut früheren Medienberichten bei schlechter Gesundheit ist. McCarrick wurde von Vatikan des sexuellen Fehlverhaltens gegenüber Minderjährigen und Erwachsenen in Verbindung mit Machtmissbrauch für schuldig befunden. Zudem habe er das Beichtsakrament für unangemessene Handlungen missbraucht, lautete das kirchliche Urteil.

"Das mit der Beichte ist ein schreckliches Ding", sagte McCarrick weiter. "Ich war 60 Jahre Priester und hätte so etwas nie getan." Es sei schrecklich gewesen, dass "heilige Sakrament in etwas Sündiges" zu verkehren. "Feinde" hätten die Missbrauchsopfer dazu angestiftet, Lügen über ihn zu erzählen, vermutet McCarrick. Der als kirchenpolitisch liberal geltende ehemalige Kleriker interpretiert die Anschuldigungen als Intrige gegen Papst Franziskus. Erzbischof Carlo Maria Viganò, der dem Pontifex eine Mitschuld am Fall McCarrick gegeben hatte, sei ein "Vertreter der extremen Rechten" innerhalb der Kirche. "Ich möchte nicht sagen, dass er ein Lügner ist", so McCarrick, aber einige Bischöfe würden glauben, dass Viganò nicht die Wahrheit sage. Für Franziskus empfindet McCarrick trotz seiner vom Papst veranlassten Entlassung aus dem Klerikerstand "große Zuneigung und Respekt".

Seit Oktober 2018 lebt McCarrick zurückgezogen in einem Kapuzinerkloster in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Kansas. Dort verbringe er nach eigener Aussage viel Zeit in der Kapelle und in der Bibliothek. Er sei gut aufgenommen worden: "Sie behandeln mich wirklich wie einen Bruder." Er glaubt nicht, dass er wieder in sein altes Lebensumfeld zurückkehren können wird, und hat sich mit seinem Leben abgefunden: "Ich versuche mein Bestes, um anzunehmen wo ich bin." (rom)