Konsequenzen aus Missbrauchsstudie: Bistum Limburg startet Projekt
Das Bistum Limburg will in einem knapp einjährigen Prozess Konsequenzen aus der großen Missbrauchsstudie der katholischen Kirche in Deutschland ziehen. In dem außergewöhnlichen Projekt sollen Betroffene gehört, Missbrauch künftig verhindert und wirksame Konsequenzen gezogen werden, um Machtmissbrauch und sexuelle Gewalt einzudämmen, teilte das Bistum am Sonntag mit. Rund 70 Fachleute, darunter auch Betroffene, sollen das Projekt in den kommenden Monaten voranbringen.
Bischof Georg Bätzing forderte den Angaben zufolge "Beratungen ohne Denkverbote". Zusammen mit der Präsidentin der Diözesanversammlung, Ingeborg Schillai, gab er am Samstag in Frankfurt den Startschuss für das Projekt unter dem Titel "Betroffene hören - Missbrauch verhindern. Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie".
Teilprojekte werden von externen Experten geleitet
In neun Teilprojekten, die grundsätzlich von Experten außerhalb des Bistums geleitet werden und je zur Hälfte mit Mitarbeitern und Externen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen besetzt sind, werden sich die Teilnehmer mit "systemischen Problemen" auseinandersetzen, die Missbrauch bisher begünstigt haben.
Konkret geht es um die Überarbeitung der Aus- und Weiterbildung, Konzepte zur Personalführung, aber auch um die katholische Sexualmoral und eine Neubewertung von Homosexualität, um die Rolle der Frau in der Kirche, um Klerikalismus und Machtmissbrauch, Kommunikation sowie kirchenrechtliche Konsequenzen im Sinne einer Gewaltenunterscheidung. Ein eigenes Teilprojekt widmet sich laut Bistum der Aufarbeitung bisheriger Fälle sexualisierter Gewalt und nimmt umfassende Akteneinsicht. Ein weiteres soll schon während des Prozesses für die Nachhaltigkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen sorgen, indem rasch umzusetzende Ideen direkt implementiert werden. (rom/KNA)