Caritas: "Synodaler Weg" kann nicht alle Zukunftsfragen klären
Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, hat sich gegen zu hohe Erwartungen an den in der katholischen Kirche geplanten Zukunftsprozess "synodaler Weg" gewandt. "Es ist richtig und wichtig, dass wir in den kommenden Monaten transparent und offen über Fragen wie Sexualmoral, Machtverteilung, Frauen in der Kirche oder Zölibat sprechen", sagte Neher am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg. "Aber damit haben wir noch nicht die entscheidende Frage geklärt, für welche Aufgaben und mit welchen Haltungen Christen und ihre Kirche in der modernen, digitalen, pluralen Welt einstehen." Christlicher Glaube müsse wieder stimmig und überzeugend sein, so Neher. Es gelte, "ohne Verzagtheit und Resignation" zu schauen, für was sich die Kirche jetzt und künftig engagiere.
Im Blick auf den Prozess des "synodalen Weges", dessen weitere Schritte am Freitag und Samstag bei einer Tagung in Fulda geplant werden, sprach sich Neher für mehr Transparenz und Offenheit aus. "Zum Beispiel ist es nicht transparent, wie die Auswahlkriterien für die nominierten Teilnehmer waren." Er hoffe auf eine weitere Öffnung des Kreises der Diskutierenden. "Was ist etwa mit Stimmen der Basis in den Kirchengemeinden? Und wie können wir mit Menschen in Dialog kommen, die sich zuletzt von Kirche und Glaube abgewandt haben oder noch nie dazu einen Zugang hatten? Dieser Blick vom Rand oder von außen wäre sehr wichtig", so Neher.
Für die Arbeit der Caritas sieht Neher interessiert auf die Beratungen zum Thema Sexualmoral. "Da muss sich etwas ändern, um im Geiste des Evangeliums Lebensentwürfe moderner Menschen zu würdigen und wieder glaubwürdig zu werden. Das hat direkte Auswirkungen auch auf die soziale Arbeit der Caritas, sei es etwa in der Schwangerenberatung oder in der Jugendhilfe." Die katholischen Bischöfe hatten im Frühjahr einen Gesprächsprozess zur Erneuerung der Kirche angestoßen. Gemeinsam mit dem Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK) soll dieser "synodale Weg" beispielsweise Lehren aus dem Missbrauchsskandal ziehen und Vertrauen zurückgewinnen.
Sinkende Einnahmen bei steigendem Etat
Ebenfalls am Dienstag veröffentlichte der Deutsche Caritasverband seinen Jahresabschluss 2018. Die Gesamtsumme der Aufwendungen der Freiburger Caritaszentrale erhöhte sich demnach im Vergleich zu 2017 um 6,2 Millionen Euro auf nun 183,8 Millionen Euro. Dem standen Erträge von 182,9 Millionen Euro und damit ein Fehlbetrag von knapp einer Million Euro gegenüber. Der Haushalt wurde durch Zuweisung aus Vermögensüberschüssen und Rücklagen ausgeglichen. Der Vorstand sprach von einem "zufriedenstellenden" Ergebnis.
Der Gesamthilfsetat des weltweit tätigen Hilfswerks Caritas international stieg 2018 auf den Rekordwert von 81,08 Millionen Euro. Für Projekte des Deutschen Caritasverbandes im Inland wurden 45,55 Millionen Euro aufgewandt. Dies ist ein Plus von 5,5 Millionen im Vergleich zu 2017. Zugleich verbuchte die Caritas einen deutlichen Rückgang bei Spenden, Erbschaften und Vermächtnissen. Auch die über den Verband der Deutschen Diözesen (VDD) an die Caritas fließenden kirchlichen Zuschüsse gingen um 2,4 Millionen Euro auf 11,6 Millionen Euro zurück. Aufgrund der Niedrigzinsphase sanken auch die Erträge aus Finanzanlagen.
Neher kritisierte deshalb die Finanzplanungen des VDD. "Die sinkenden Zuschüsse ergeben sich aus einem vor Jahren von den deutschen Bischöfen getroffenen Sparbeschluss. Der hätte angesichts der in den zuletzt auf Rekordhöhe gestiegenen Kirchensteuereinnahmen längst korrigiert werden müssen." Dies sei immer am Veto einzelner Bischöfe gescheitert. Damit wachse der Druck auf den Caritasverband. "Unsere Rücklagen sind nicht unbegrenzt und können nicht dauerhaft zum Ausgleichen des Haushalts verwandt werden", so Neher. (tmg/KNA)