Seenotrettung – Humanitäre Korridore statt absurder Diskussion
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Es gibt keine Festung Europa. Dieses Bild, das die Orbans, Le Pens und Salvinis gerne heraufbeschwören, ist eine Schimäre. Die Festung ist brüchig wie eine Sandburg. Denn während die Scheinwerfer auf die privaten Rettungsschiffe gerichtet sind, die hartnäckig versuchen, im Mittelmeer Gerettete an Land zu bringen, gelingt anderen die Landung ohne, dass die Öffentlichkeit davon Notiz nimmt, ohne dass darüber groß diskutiert wird. Mehr als 5.000 Menschen sind in diesem Jahr über das Mittelmeer nach Italien geflohen. Nicht einmal 1.000 wurden von privaten Rettungsschiffen aufgenommen. Alle anderen kamen mit kleinen Booten, manche unbemerkt, manche wurden von der Küstenwache in den nächsten Hafen eskortiert. Wie viele Menschen auf dieser Todesroute zwischen Nordafrika und Europa ihr Leben verloren haben, ist nicht bekannt. Deshalb ist das, was "Sea-Watch", "Sea-Eye" und andere im Mittelmeer leisten, eine humanitäre Pflicht. Absurd, dass überhaupt in Frage gestellt wird, dass die private Seenotrettung rechtmäßig und politisch geboten ist. Aus christlicher Perspektive stellt sich diese Frage nicht: Deshalb erläutert der Ratsvorsitzende der EKD heute, wie sich die Evangelische Kirche an diesen Initiativen beteiligen wird.
Dabei ist klar: Die Seenotrettung ist nicht die Lösung des Problems, sondern eine Antwort auf einen Skandal, mit dem die EU bereits seit vielen Jahren konfrontiert ist. Doch geschehen ist nichts. Papst Franziskus nennt das Mittelmeer zu Recht den "Friedhof Europas". Dass Menschen vor Krieg, Gewalt, Hunger und Verzweiflung versuchen, über das Meer nach Europa zu gelangen, wird wohl nie völlig zu verhindern sein. Dass Schlepper mit dieser Not ihr zynisches Geschäft machen, wohl auch nicht. Es gibt aber Alternativen, die menschenwürdig und sicher sind: Humanitäre Korridore, Luft- und Seebrücken, über die Menschen in Not nach Europa gelangen können. Die Gemeinschaft Sant'Egidio hat bereits solche Brücken gebaut. Sie funktionieren, sie sind stabil. Allerdings profitieren davon noch viel zu wenig Menschen. Und es gibt noch zu wenig Staaten in Europa, die sich als Brückenkopf zur Verfügung stellen.