ZdK-Präsident über "Störfeuer" im Vorfeld des Reformprozesses

Sternberg: Gegner wollten "synodalen Weg" mit Papst-Hilfe ausbremsen

Veröffentlicht am 12.09.2019 um 09:39 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ Es sei wie bei der Kommunion für konfessionsverschiedene Paare, kritisiert ZdK-Präsident Thomas Sternberg: Auch die Gegner des "synodalen Wegs" hätten versucht, den Prozess mit Hilfe des Vatikans "plattzumachen".

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Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat Störfeuer und Querschüsse im Vorfeld des geplanten "synodalen Wegs" in der katholischen Kirche in Deutschland beklagt. Die Kritiker des angestoßenen Prozesses erweckten den Eindruck, dass sich die Kirche nicht verändern müsse, sondern die derzeitigen Probleme nur ein Ergebnis mangelnder Frömmigkeit und der Fehler einiger Akteure seien, sagte Sternberg am Mittwochabend beim Medienempfang des Erzbistums Hamburg. Dieser Eindruck sei jedoch falsch; die Herausforderungen der Kirche – etwa die systemischen Ursachen, die den sexuellen Missbrauch durch Priester befördert hätten – gingen weit darüber hinaus.

Sternberg warf den Gegnern des "synodalen Wegs" vor, den Versuch unternommen zu haben, den bei der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im März in Lingen beschlossenen Prozess mit Hilfe des Vatikan auszubremsen. Ähnlich wie bei der Schwangerenkonfliktberatung und der Kommunion für konfessionsverschiedene Ehepaare sei versucht worden, die Sache mit einer Weisung aus Rom "plattzumachen". Dies sei aber nicht gelungen. Der Brief, den Papst Franziskus Ende Juni an die Katholiken in Deutschland geschrieben hatte, sei vielmehr eine Ermutigung, und der Papst biete darin seine Unterstützung für den Prozess an. Ein von Kritikern aus dem Schreiben herausgelesenes Verbot des "synodalen Wegs" durch das Kirchenoberhaupt stehe in dem Brief nicht drin, betonte Sternberg.

Forum Neuevangelisierung ist "überflüssig"

Forderungen, beim "synodalen Weg" neben den vier geplanten Foren zu den Themen "Macht, Partizipation und Gewaltenteilung", "Sexualmoral", "Priesterliche Lebensform" und "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" ein weiteres Forum zur Neuevangelisierung einzurichten, erteilte der ZdK-Präsident bei seinem Vortrag eine Absage. Ein solches Forum sei "überflüssig", da der gesamte Prozess darauf ausgelegt sei, Vertrauen für die Evangelisierung zurückzugewinnen. Sternberg schlug stattdessen vor, bei einer möglichen Verstetigung des "synodalen Wegs" perspektivisch auch über den "gigantischen Priestermangel" und die damit verbundene Zusammenlegung von Gemeinden zu "riesigen Großeinheiten" zu sprechen. Dies sei ein Thema, dass den Gläubigen wirklich unter den Nägeln brenne.

Erzbischof Stefan Heße
Bild: ©Erzbistum Hamburg/Guliani/vonGiese co-o-peration

Stefan Heße ist seit März 2015 Erzbischof von Hamburg.

Den "synodalen Weg" bezeichnete Sternberg als "große Chance". Er sei optimistisch, dass die Gespräche zielorientiert geführt würden und sich nicht in ergebnislosen Reden erschöpften. Die Beratungen zwischen Bischofskonferenz und ZdK zur Vorbereitung liefen in sehr vertrauensvoller Atmosphäre. "Die Zeiten, in denen sich Bischöfe und Laien unversöhnlich gegenüberstanden, sind vorüber", so der ZdK-Präsident. Man müsse die Probleme der Kirche gemeinsam in den Griff bekommen.

Heße: Synodalität soll zum dauerhaften Element werden

Zugleich warnte der ZdK-Präsident mit Blick auf den für Dezember geplanten Start des "synodalen Wegs" vor zu hohen Erwartungen. Eine Diskussion über den Zölibat oder die Frage der Weihe von Frauen zu Priesterinnen werde man nicht isoliert von der Weltkirche führen können. "Niemand wird glauben, dass im nächsten Jahr Frauen zu Priesterinnen geweiht werden." Eine Diskussion zu diesem Thema sei jedoch notwendig und könne auch nicht mehr durch ein Machtwort aus dem Vatikan verhindert werden.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße betonte zu Beginn des Empfangs, dass ihm die Beschreitung des "synodalen Wegs" ein wichtiges Anliegen sei. Er hoffe, dass es bei den Beratungen zu "verbindlichen Ergebnissen" komme, "die wir einerseits hier in Deutschland umsetzen können oder aber dem Heiligen Vater wegen ihrer weltkirchlichen Dimension weitergeben und weiterverfolgen werden". Der Erzbischof von Deutschlands flächengrößtem Bistum drückte zudem seine Hoffnung aus, dass der "synodale Weg" zu mehr Einheit in der Kirche beitrage und der nun angestoßene Prozess nicht nur eine temporäre Erscheinung sei, sondern die Synodalität zum dauerhaften Element werde. (stz)