Kardinal Cordes wirft "Maria 2.0" "freches Lügenmanöver" vor
Der emeritierte Kurienkardinal Paul Josef Cordes hat scharfe Kritik an der Protestbewegung "Maria 2.0" geübt. "Das Erbe Judith Butlers, der Prophetin des modernen Feminismus, in den Namen der Gottesmutter Maria hineinzudeuten, ist ein freches Lügenmanöver", sagte Cordes am Donnerstag in einem Interview der in Würzburg erscheinenden Wochenzeitung "Die Tagespost". Offenbar sei den Initiatoren der Reformbewegung entgangen, dass Butler inzwischen in das Lager der Moslems übergelaufen sei.
Cordes, der bis 2007 im Vatikan Präsident des inzwischen im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen aufgegangenen Päpstlichen Rats Cor unum war, empfahl den Unterstützerinnen von "Maria 2.0", sich besser Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zuzuwenden: "Er hat ihnen und uns allen eine große Enzyklika geschrieben über die 'Würde der Frau'." Darin erhebe der heiliggesprochene Pontifex aus der Botschaft des Engels Gabriel das Bild Mariens als Modell für das Frausein, das von aufrichtiger Hingabe geprägt sei. Dies, so der Kardinal, sei ein kontradiktorischer Gegensatz zur "Kirchenstreik"-Mentalität von "Maria 2.0".
Die Protestbewegung "Maria 2.0" hatte im Mai einen bundesweiten "Kirchenstreik" initiiert, um damit gegen eine männerdominierte Kirche und für den Zugang von Frauen zu den Weiheämtern in der Kirche zu demonstrieren. Bundesweit hatten sich nach Angaben der Initiatorinnen mehr als 1.000 Gruppen an dem Protest beteiligt. Zugleich war die Aktion in konservativen Kreisen auf scharfe Kritik gestoßen. Für Anfang Oktober plant "Maria 2.0" eine neue Aktionswoche. (stz)