Mehrheit kirchlicher Mitarbeiter darf am Klimastreik teilnehmen
Die meisten katholischen Bistümer und evangelischen Landeskirchen in Deutschland wollen ihren Mitarbeitern die Teilnahme an den Klimaprotesten am 20. September ermöglichen. Die von Schülern getragene Umweltbewegung "Fridays for Future" ruft für kommenden Freitag zu einem globalen Streik auf, an dem sich auch Erwachsene beteiligen sollen. Eine Umfrage des Evangelischen Pressedienst (epd) unter den 20 evangelischen Landeskirchen und den 27 katholischen Diözesen ergab, dass die meisten Mitarbeiter zwar an den Protesten teilnehmen können, aber dafür nicht vom Dienst befreit werden.
Überstundenausgleich, Urlaub oder Gleitzeit
Eine Teilnahme an den Protesten ist in einer Mehrheit der befragten Landeskirchen und Bistümer durch Überstundenausgleich, Urlaub oder Gleitzeit möglich. Evangelischerseits fordern einige Landeskirchen sogar explizit zur Teilnahme auf. Die hannoversche Landeskirche stelle die Mitarbeiter des Landeskirchenamtes und weiterer kirchlicher Einrichtungen von der Arbeit frei, sagte Landesbischof Ralf Meister dem epd und bezeichnete die Teilnahme als "wichtiges Signal". Auch die Mitarbeiter des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dürfen in ihrer Arbeitszeit zwischen 11 und 13 Uhr an der Demo in Hannover teilnehmen. Die bayerische Landeskirche ermutigt ihre Mitarbeiter ebenfalls zur Teilnahme. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der auch EKD-Ratsvorsitzender ist, kündigte an, selbst an der Demo in München teilzunehmen.
Unter den katholischen Bistümern ist das Erzbistum Berlin bislang das einzige, das seinen Angestellten "formlos" ermöglichen möchte, für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen. "Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Demonstration teilnehmen wollen, werden wir dies formlos ermöglichen, sofern es dienstlichen Belangen nicht entgegensteht", erklärte der Berliner Generalvikar Manfred Kollig. Wichtiger sei es ihm mit Blick auf den Klimaschutz allerdings, in den täglichen Arbeitsabläufen noch genauer hinzuschauen und nach Möglichkeit hilfreiche Rahmenbedingungen zu schaffen. "So haben wir beispielsweise festgelegt, dass innerhalb Deutschlands dienstlich veranlasste Flugreisen grundsätzlich zu vermeiden sind. Denn die Proteste auf der Straße haben ihr Anliegen erst dann erreicht, wenn es ein Umdenken in den Köpfen auslöst", erklärte Kollig.
Bischofskonferenz beteiligt sich nicht an den Streiks
Das Bistum Essen verzichtet am 20. September auf die Servicezeit im Generalvikariat. Eine Teilnahme an den Protesten gelte jedoch nicht als Arbeitszeit, teilte das Bistum mit. Das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn beteilige sich nicht an den Streiks, teilte ein Sprecher mit. Das Bistum Hildesheim unterstützt zwar die Anliegen von "Fridays for Future". Aber: "Wir sind eine Dienstgemeinschaft, in der Streik nicht vorgesehen ist (dritter Weg)." Wer an der Kundgebung teilnehmen wolle, könne sich austragen oder später wiederkommen, hieß es. Das Erzbistum München und Freising erklärte, dass man sich "aus unserem katholischen Selbstverständnis heraus" selbstverständlich für die Bewahrung der Schöpfung einsetze. Man werde aber keine Empfehlungen geben, an welchen Aktivitäten sich Mitarbeitende oder Ehrenamtliche beteiligen sollten. Das Bistum Regensburg ließ verlauten, die politischen Einstellungen der Mitarbeiter seien deren Privatsache.
Am 20. September sind anlässlich des UN-Sondergipfels zum Klimaschutz am 23. September in New York weltweit Demonstrationen geplant. Zum ersten Mal wurden nicht nur Schüler, sondern alle Generationen von "Fridays for Future" zum Klimaprotest eingeladen, um für die Einhaltung des Pariser Abkommens zu demonstrieren. Am kommenden Freitag tagt auch das deutsche Klimakabinett und will seinen Entwurf für ein nationales Klimaschutzgesetz vorlegen. (stz/epd)
14.09.2019, 11.50 Uhr: ergänzt um weitere Stellungnahmen aus Bistümern