Bischof Hanke: Allein Strukturen zu ändern, bringt uns kein Heil
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat die Kirche in Deutschland angesichts von Unstimmigkeiten über den "synodalen Weg" zur Geschlossenheit aufgerufen. "Ich sehe schon auch die Gefahr, dass wir die Einheit aufs Spiel setzen könnten", sagte er im Interview mit der "Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt" (Sonntag). Die Einheit der Kirche sei ein hohes Gut, "und es gilt, sie zu wahren". Hanke warnte zugleich vor einer "Politisierung" des Gesprächsprozesses von Bischöfen und Laien. Die Kirche könne sich nicht einfach der demokratischen Gesellschaft anpassen, so der Bischof.
Bei den jüngsten Vorbereitungstreffen habe der "synodale Weg" nicht zur Disposition gestanden, sagte Hanke mit Blick auf die Kritik aus dem Vatikan am deutschen Reformprozess. Es gebe jedoch zu einigen Punkten Klärungsbedarf. Für ihn selbst sei etwa noch nicht ersichtlich, wie verbindlich die Diskussions- und Beschlussinhalte der Gespräche sein könnten, so der Bischof. Eine "Problemspitze des Projekts" sei der Umgang mit möglichen Beratungsergebnissen, "die der kirchlichen Lehre zuwiderlaufen".
"Allein Strukturen zu ändern, bring uns kein Heil"
Hanke betonte weiter, dass man "doch sehr in Strukturfragen befangen" sei. Er rief dazu auf, auch das Thema Neuevangelisierung zu behandeln, "sonst haben wir nur eine reine Strukturdebatte und basteln an einer neuen Kirche herum". Allein Strukturen zu ändern, "ist keine Lösung und wird uns kein Heil bringen". Ein geistlicher Prozess, "der geistliche Haltungen des Glaubens erzeugt", wirke sich auch auf Formen des Miteinanders und Strukturen aus, so der Bischof. Hanke gehört dem vorbereitenden Forum zum Thema "Macht, Partizipation und Gewaltenteilung" an. Dort habe er seine Kritik am bisherigen Diskussionsverlauf "deutlich zum Ausdruck gebracht".
Bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Lingen hatten die deutschen Bischöfe als Reaktion auf den Missbrauchsskandal einen "verbindlichen synodalen Weg" beschlossen. Themen des Dialogprozesses sind Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen. Zuletzt hatte der Vatikan den deutschen Dialogprozess kritisiert. Der geplante "synodale Weg" müsse "effektiv und im Einklang mit der Weltkirche beschritten werden", heißt es in einem Brief des Leiters der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx. Marx wiederum wies die Kritik aus dem Vatikan zurück. Der "synodale Weg" selbst soll nach jetzigem Stand am 1. Advent beginnen. (tmg)