Marx über Kirche: Es gibt keine Zeit, wo es besser war
Kardinal Reinhard Marx hat sich gegen eine Verklärung der kirchlichen Vergangenheit ausgesprochen. "Jetzt ist die Stunde, jetzt ist die Zeit. Heute wird getan oder vertan, worauf es ankommt", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) im Eröffnungsgottesdienst zur Herbstvollversammlung am Dienstag in Fulda. "Es gibt keine Zeit, wo es besser war", so Marx. Die Kirche in Deutschland rief er zum Aufbruch auf. "Wer lebt, bricht auf", so der Kardinal. Auch Jesus Christus habe mit der Kirche eine neue Gemeinschaft geschaffen, die die damaligen Grenzen überwunden habe.
Marx bezog sich in seiner Predigt auf das Lukasevangelium (Lk 8,19-21). Darin sagt Jesus: "Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und tun." Über menschliche Kategorien wie Verwandtschaft und Völker setze sich Jesus ganz bewusst hinweg. Er habe sich auch von Armen und Kranken berühren lassen. Das sei in der damaligen Zeit nicht vorgesehen gewesen. Jesus aber habe gesagt: "Glaube nun! Steh auf!" Das seien bis heute wichtige Elemente des Evangeliums. "Es geht nicht um die Tradition, sondern ob wir das Wort Gottes hören und es befolgen." Das sei von Anfang an der Auftrag Jesu gewesen, bis zum heutigen Tag.
Der Kardinal äußerte sich zu Beginn der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe, die bis Donnerstag in Fulda stattfindet. Die Oberhirten beraten unter anderem über die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, am Dienstag soll es um Entschädigungszahlungen an Betroffene gehen. Weiteres zentrales Thema ist der im Frühjahr von den Bischöfen beschlossene "synodale Weg", in dem es um kirchliche Machstrukturen, die priesterliche Lebensform, die Sexualmoral sowie um die Rolle von Frauen in der Kirche gehen soll. Zudem beraten die Oberhirten über die Amazonas-Synode, die im Oktober im Vatikan tagt. (cph)