Die Betonung des Geschlechts sei neu

Theologin Sattler: Jesus hätte auch eine Frau sein können

Veröffentlicht am 24.09.2019 um 11:51 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Aus theologischer Sicht hätte Gott auch als Frau Mensch werden können, sagt die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler. Aus einem bestimmten Grund sei es dennoch klug gewesen, dass Jesus ein Mann war.

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Die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler hält es für neu, das Mannsein von Jesus Christus stark zu betonen. Aus theologischer Sicht hätte Gott auch als Frau Mensch werden können, sagte sie im Interview mit welt.de. Allerdings sei es angesichts der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vor rund 2.000 Jahren von Gott klug gewesen, als Mann Mensch zu werden. Dies bedeute aber etwas ganz anderes als die Behauptung, es wäre nicht anders möglich gewesen, so Sattler.

Mit Blick auf die Erlösungslehre im Christentum spielt für Sattler das Geschlecht Jesu keine Rolle: "Da ging es immer um die Menschwerdung Gottes, nicht um sein Mannwerden. Die Frage nach der Geschlechtlichkeit hatte in der Traditionsgeschichte überhaupt keine erlösungstheologische Relevanz." Die Betonung des Geschlechts sei neu. Die Tatsache, dass Jesus ein Mann und keine Frau war, spielt in der kirchlichen Debatte über die Möglichkeit einer Priesterweihe für Frauen eine wichtige Rolle. Konservative Gegner der Frauenweihe meinen, dass nur Männer Priester sein können, weil ein Priester am Altar nach katholischer Auffassung mit seiner Person Jesus Christus repräsentiert und dieser ein Mann war.

Sattler (58) leitet das Institut für Ökumene und Dogmatik an der Universität Münster. Gemeinsam mit dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode steht sie beim geplanten "synodalen Weg" der katholischen Kirche Deutschlands dem Forum "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" vor. Die weiteren Foren beschäftigen sich inhaltlich mit den Themen "Macht, Partizipation und Gewaltenteilung", "Sexualmoral" und "Priesterliche Lebensform". Alle werden von einer Doppelspitze aus Bischöfen und Laien geleitet. (tmg/KNA)