Kardinal Koch für "graduelle Anerkennung kirchlicher Ämter"
Kurienkardinal Kurt Koch hat eine weitere Debatte über Fortschritte in der Ökumene angeregt. "Wir müssen über eine graduelle Anerkennung kirchlicher Ämter anderer Konfessionen nachdenken", sagte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen laut Mitteilung der evangelischen Badischen Landeskirche vom Freitag. Koch äußerte sich im Gespräch mit Vertretern der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) am Donnerstagabend in Rom.
Das unterschiedliche Amtsverständnis ist eine der zentralen Fragestellungen in der Diskussion zwischen katholischer und evangelischer Kirche. Strittig ist dabei vor allem die Definition des Priesteramtes: Nach katholischem Verständnis handelt der geweihte Priester "in der Person Christi". Das äußert sich vor allem in der Feier der Sakramente, wie der Heiligen Messe. Die katholische Kirche beruft sich dabei auf die "apostolische Sukzession" und geht davon aus, dass die heutigen Bischöfe in einer ununterbrochenen und rechtmäßigen Nachfolge der ersten Apostel stehen. Bindeglied ist die gültig gespendete Bischofsweihe. In der evangelischen Kirche gibt es kein Weiheamt, sondern ein sogenanntes "ordiniertes Amt". Sie beruft sich darauf, dass sie mit Hilfe des Evangeliums die Botschaft der Apostel verkündet und somit apostolisch ist. Die evangelische Theologie betont besonders das "gemeinsame Priestertum aller Getauften" und kennt daher kein Weihesakrament.
Keine Alleingänge beim "Gemeinsamen Abendmahl"
Weiter erinnerte Koch an die katholische Position, wonach das Kirchenverständnis untrennbar mit der Eucharistie verbunden ist. In der Frage der gegenseitigen Teilnahme evangelischer und katholischer Christen an Eucharistie und Abendmahl erteilte Koch nationalen Wegen eine Absage. "Es ist keine Lösung, dass solche Fragen eine Bischofskonferenz oder ein Bischof selbst entscheidet", so der Kardinal.
Mit Blick auf das Ende des Eisernen Vorhangs in Europa vor 30 Jahren erklärte Koch, die Wende habe in Europa "langfristig keinen Vorteil für die Ökumene gebracht". Er verwies auf den Konflikt zwischen den orthodoxen Kirchen in Russland und der Ukraine. Zwar stehe die katholische Kirche in Dialog mit den orthodoxen Kirchen, Russland als größte orthodoxe Nationalkirche sei daran zur Zeit allerdings nicht beteiligt. (mal/KNA)