Schönborn: Priesterweihe für Verheiratete könnte kommen, aber...
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hält eine Priesterweihe verheirateter Männer für eine bessere Seelsorgesituation in Amazonien für durchaus denkbar. "Papst Franziskus erwägt diese Frage", sagte Schönborn Medien der Erzdiözese Wien und verwies darauf, dass die katholische Kirche bereits konkrete Erfahrungen mit verheirateten Priestern habe. Diese folgten etwa aus dem Übertritt anglikanischer Geistlicher.
Entscheidend bei der am Sonntag in Rom beginnenden Amazonas-Synode werde aber sein, "was die Bischöfe von dort dazu sagen", so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz. Es gehe um Lösungen für Amazonien, nicht um Rezepte für die Weltkirche. Möglicherweise könnten regionale Regelungen dann eine weltweite Vorbildwirkung haben. Er halte es aber für "nicht angebracht, Prognosen zu machen", so Schönborn zur Diskussion um die "viri probati" - also im Glauben erprobte Verheiratete, die unter bestimmten Umständen die Priesterweihe empfangen könnten.
Mit Blick auf die ökologischen Aspekte der Sondersynode sagte der Kardinal: "Es geht um die Zukunft des Planeten". Immer deutlicher werde erfahrbar, was Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato si" vor vier Jahren als "Schrei der verletzten Erde" beschrieben habe. "Es ist eine Notsituation", wenn man etwa an die Zahl der Waldbrände, das Abschmelzen der Polkappen, die Verschmutzung durch Mikroplastik und die Gefahr von Missernten denke. Angesichts dieser Dramatik und der Verantwortung für nachfolgende Generationen seien innerkirchliche Fragen wie etwa die Zulassung von viri probati zum Priesteramt "sekundär".
Erzbischof Correa dämpft Reformerwartungen
Der brasilianische Erzbischof Alberto Taveira Correa dämpfte unterdessen die Erwartungen durchgreifender Reformen in der katholischen Kirche im Zusammenhang mit der bevorstehenden Amazonas-Synode. Er glaube nicht, dass dort die Weihe von Frauen zu Diakoninnen oder von verheirateten Männern zu Priestern beschlossen werde, sagte der Erzbischof von Belem der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". Papst Franziskus habe in beiden Fragen verdeutlicht, die Linie seiner Amtsvorgänger beibehalten zu wollen. Überdies treffe nur der Papst Entscheidungen, die Synode sei kein Parlament.
Correa räumte ein, beim priesterlichen Zölibat handle es sich um eine "disziplinäre Frage", bei der Änderungen möglich seien. "Aber die wenigen Wochen der Synode sind sicher nicht der Moment, um diesbezüglich Entscheidungen zu fällen". Jedenfalls "nicht jetzt mit soviel ideologischem Druck von links und rechts", fügte er hinzu. Der Erzbischof, der selbst an der Kirchenversammlung teilnehmen wird, sagte, er würde es bevorzugen, die Synode arbeiten zu lassen, anstatt internationalen Druck auszuüben und sie mit vorproduzierten Ideen zu versorgen. "Es ist ja auch nicht so, dass das kirchliche Leben in Europa und Ländern wie Deutschland gut ist."
Die Amazonas-Synode dauert bis 27. Oktober. Sie steht unter dem Titel: "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie". (tmg/KNA)