Bischof Overbeck: Nach Amazonas-Synode "nichts mehr wie zuvor"
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hofft auf wichtige Signale für Politik und Kirche von der am heutigen Sonntag beginnenden Amazonas-Synode im Vatikan. "Die Synode bedeutet eine Zäsur, weil deutlich wird, wie sehr ein riesiges Problem einer sehr großen Region unserer Erde ein Problem für alle Menschen und die ganze Welt werden kann", sagte er im "Spiegel online"-Interview (Sonntag). "Wir wollen diese Herausforderungen annehmen und alles Menschenmögliche für eine Lösung tun. In diesem Sinn, so hoffe ich, ist danach nichts mehr wie zuvor." Overbeck ist auch für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständig und zugleich Mitglied der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission. Er nimmt allerdings nicht selbst an der Synode teil.
Mit Blick auf die gewaltigen Umweltprobleme in der Amazonas-Region betonte der Bischof weiter: "Die Kirche muss das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Ausbeutung der Natur ein Ende haben muss. Und wir müssen die politische Schlagkraft vor Ort erhöhen."
Zu den Vorwürfen, deutsche Bischöfe wollten die Synode instrumentalisieren, um innerkirchliche Reformen durchzudrücken, sagte Overbeck wörtlich: "Das ist Unsinn. Die Probleme, um die es bei der Synode geht, sind so handfest, dass die Menschen im Amazonasgebiet darauf Antworten brauchen." Neben den Umweltfragen sei dies etwa der Priestermangel: "Es gibt riesige Gebiete, die von einigen wenigen Geistlichen betreut werden. Darunter leidet die Seelsorge."
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Erfahrene und angesehene verheiratete Männer, sogenannte viri probati, zur Priesterweihe zuzulassen, "wäre für unsere Tradition ein großer Schritt", räumte der Bischof ein: "Angesichts des andauernden Priestermangels sollte man darüber nachdenken. Das Zölibat grundsätzlich aufzugeben, halte ich aber für falsch."
Auf die Frage, ob der Papst in Amazonien viri probati zulassen könne, um dann sukzessive das Priesteramt weltweit zu öffnen, antwortete Overbeck: "Sagen wir so: Es wäre ein Wunder - und Wunder brauchen Zeit. Die Umsetzung solcher Neuerungen ist eine Riesenherausforderung und bedarf der Prüfung. Aber sie ist möglich." Der Bischof verwies in diesem Zusammenhang auf evangelische Geistliche, die nach einer Konversion trotz Ehe zum Priester geweiht werden können. "Auch aus der Orthodoxie kennen wir den verheirateten Klerus", fügte Overbeck hinzu.
Franziskus wolle aus gutem Grund die viri probati nicht zum Politikum machen. Sein Ziel sei es, die Kirche zusammenzuhalten und eine Spaltung zu vermeiden. Auch die Frage nach der Weihe von Frauen werde bei der Synode keine große Rolle spielen, vermutete der Bischof. (rom/KNA)