Harald Schmidt predigte vor 700 Zuhörern in Jesuitenkirche
Vor 700 Zuhörern hat der frühere TV-Moderator Harald Schmidt mit dem Jesuitenpater Werner Holter am Sonntagabend in der Mannheimer Jesuitenkirche über "Gott und Welt" gesprochen. Der Schauspieler war Gast einer Dialog-Predigtreihe. Schmidt und Holter kennen sich aus Köln. In der dortigen Kirche Sankt Peter, wo der Pater bis 2017 arbeitete, hatte er das Dialog-Format zuerst eingeführt; Schmidt war bereits einmal in Köln sein Gesprächspartner.
In Mannheim drehte sich der 20-minütige Dialog vor allem um die Frage, wie die "Schäfchen", so Schmidt, wieder in die Gemeinde zurückgeholt werden könnten. In diesem Zusammenhang berichtete er von Beerdigungen, bei denen er der einzige gewesen sei, der das Vaterunser auswendig habe sprechen können. Ob angesichts der Lage der katholischen Kirche Humor helfen könne, fragte Holter. "Das ist ein Luxusproblem", betonte Schmidt. Vielmehr müsse sich die katholische Kirche um die "radikale Aufklärung" der Missbrauchsfälle kümmern. "Wenn das bewältigt ist, kann man über so etwas wie Humor nachdenken, dieses Thema macht alle anderen Themen platt."
Sich selbst sieht Schmidt in einem "naiven Kinderglauben" verwurzelt. Er gehe seit mehr als 60 Jahren ohne allzu große Glaubenszweifel durchs Leben. "Glaube ist für mich etwas Naives. Wenn man früher in die Kirche ging, hat man eine Kerze angezündet und sich nicht mit Theologie belastet." Manche Fragen, so Schmidt, ließen sich außerdem nicht beantworten, etwa warum Kinder stürben. "Das ist nicht zu verstehen, da fehlen mir die Worte."
"Gewisse Ängste" mit Blick auf Leben nach dem Tod
Schmidt versucht nach eigenem Bekunden nicht, sich ein Bild von Gott zu machen. "Wie soll das aussehen? Das ist der Bereich des Unaussprechlichen und Unerklärlichen." Mit Blick auf ein Leben nach dem Tod will sich der Entertainer überraschen lassen, "was da kommt und wen man wiedertrifft", auch wenn er diesbezüglich "gewisse Ängste" habe.
Zugleich erinnerte er sich an seinen Zivildienst in Nürtingen, wo so mancher in der Endphase seines Lebens nach einem Pfarrer gerufen habe. Da werde, so der frühere Organist, auf den "letzten Metern" nach einem Strohhalm gegriffen, und es sei immer noch besser, ein Pfarrer komme durch die Tür als eine Schauspielerin, die einem beim Sterben mit einer Gitarre begleite.
Schmidt wuchs nach eigenen Angaben in einer streng katholischen Familie auf und war als Junge unter anderem bei den katholischen Pfadfindern. Später wurde er nach einem Studium an der Kirchenmusikschule in Rottenburg am Neckar Kirchenmusiker mit C-Abschluss und wirkte als Organist in einer katholischen Kirchengemeinde. Bereits vor einigen Monaten hatte Schmidt sich in der Debatte um den Missbrauchsskandal zu Wort gemeldet und gesagt, er sorge sich um die Kirche. Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals sei desaströs. Davon fühlten sich auch viele eingefleischte Katholiken abgestoßen. "Die Kirche zerlegt sich sehr solide selbst", so Schmidt damals gegenüber der "Augsburger Allgemeinen". (tmg/KNA)