Ehemals enger Papstberater macht den Anfang

Innerhalb von acht Tagen verlieren vier Kardinäle ihr Stimmrecht

Veröffentlicht am 07.10.2019 um 12:49 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Seit dem Wochenende ist das Kardinalskollegium um 13 Mitglieder reicher. Doch die Zahl potenzieller Papstwähler schrumpft: In den kommenden acht Tagen verlieren gleich vier Kardinäle ihr Stimmrecht – der erste von ihnen wird heute 80.

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Binnen acht Tagen verlieren in der ersten Oktoberhälfte gleich vier Kardinäle ihr Stimmrecht bei der Papstwahl. Die Altersgrenze von 80 Jahren erreicht am Montag (7. Oktober) der Kongolese Laurent Monsengwo Pasinya, bis Ende 2018 Vertreter Afrikas im Kardinalsrat für die Kurienreform. Es folgen der frühere Präfekt der Bildungskongregation Zenon Grocholewski (11. Oktober) aus Polen, der frühere Erzbischof von Ancona Edoardo Menichelli (14. Oktober) und der frühere Erzbischof von Ranchi/Indien Telesphore Toppo (15. Oktober).

Mit der Aufnahme von 13 neuen Kardinälen am Wochenende hob Papst Franziskus die Zahl seiner Senatoren auf 225. Die Zahl der Papstwähler liegt nach dem Ausscheiden der vier genannten Kardinäle bei 124. Von den künftig Wahlberechtigten sind 66 und damit erstmals eine Mehrheit (53 Prozent) von Franziskus selbst ernannt. Der Papst aus Argentinien hat in seinem sechseinhalbjährigen Pontifikat nun insgesamt 84 der noch lebenden Kardinäle ernannt (66 Wähler). 42 der unter 80-Jährigen (34 Prozent) ernannte sein Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) und immerhin noch 16 (13 Prozent) Johannes Paul II. (1978-2005). Für die Papstwahl ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich; das wären ab Mitte Oktober 83 Stimmen.

Weiter steigend ist die Quote der Ordensleute im Kardinalskollegium. 8 der 13 Neuen gehören einem Orden an, davon 5 von 10 Wählern. Allein drei neue Kardinäle sind wie Franziskus selbst Jesuiten, darunter auch der Luxemburger Erzbischof und Vorsitzende der EU-Bischofskommission Comece Jean-Claude Hollerich (61). Künftig sind insgesamt 28 Ordensmänner unter den 124 Papstwählern (22,5 Prozent). Zum Vergleich: Beim Konklave, das Franziskus 2013 wählte, waren von 115 Teilnehmern 17 Ordensleute (15 Prozent). Spitzenreiter sind künftig die Salesianer Don Boscos mit fünf und die Jesuiten mit vier Wählern.

2020 werden qua Alter nur vier und 2021 weitere sechs Plätze bei den Papstwählern frei. In den vier Jahren ab 2022 dagegen werden es voraussichtlich insgesamt 46 Plätze sein. Bis Ende 2025 wird also knapp die Hälfte der derzeitigen Wähler ihr Stimmrecht im Konklave verloren haben. Franziskus selbst wäre Ende Dezember 2025 bereits 89 Jahre alt.

Trend zur Internationalisierung wird fortgesetzt

Auch den im 20. Jahrhundert begonnenen Trend zur Internationalisierung des Kardinalskollegiums treibt Franziskus weiter voran. Mit den Neuernennungen vom Wochenende stellen nun 68 Länder einen oder mehrere Kardinäle unter 80 - mehr als je zuvor. Stimmberechtigt für die Nachfolge von Johannes Paul II. waren 2005 Kardinäle aus 52 Ländern. Bei der letzten Papstwahl 2013, nach dem Amtsverzicht von Benedikt XVI., wählten Kardinäle aus 48 Ländern.

Ende 2019 sind es nun 68 Länder, darunter viele "von den Rändern", die erstmals in der Geschichte überhaupt einen Kardinal stellen: Tonga etwa, Papua-Neuguinea, Burkina Faso, die Kapverden oder die Zentralafrikanische Republik. Der früher absolute Überhang der Europäer schmilzt weiter ab. Aus Europa kommen nun noch 52 der (ab Mitte Oktober) 124 wahlberechtigten Kardinäle, also nurmehr 42 Prozent. Aus Lateinamerika sind es 23 (oder 18,5 Prozent), aus Afrika 17 (oder 13,7 Prozent), Asien 16, Nordamerika (ohne Mexiko) 13 und Ozeanien/Australien 3. Ein letzte rechnerisch "westliche" Mehrheit wäre mithin der Anteil von Papstwählern aus Europa und Nordamerika mit gemeinsam 52,5 Prozent. (tmg/KNA)