Kirchen veröffentlichen Dokument zum Reformationsgedenken

Alte Wunden, neue Ideen

Veröffentlicht am 18.04.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Ein katholischer und ein evangelischer Geistlicher sitzen nebeneinander.
Bild: © KNA
Ökumene

Vatikanstadt ‐ Vier Jahre vor dem 500-Jahr-Gedenken der Reformation 2017 veröffentlichen Vatikan und Lutherischer Weltbund voraussichtlich im Juni ein gemeinsames Dokument zu dem weltgeschichtlichen Ereignis. Das Papier solle nicht in der Stadt des Thesenanschlags, Wittenberg, sondern am Sitz des Lutherischen Weltbunds in Genf präsentiert werden, teilte der Päpstliche Einheitsrat am Donnerstag mit.

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Nach Aussage des Präsidenten des Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, liegt der Text bereits auf Englisch vor, an der deutschen Übersetzung werde noch gearbeitet. Es handle sich um ein Dokument aus drei Teilen. Der erste Teil betone Dankbarkeit für die ökumenischen Fortschritte. Der zweite Teil sei "eine Klage über das, was in 500 Jahren alles passiert ist, insbesondere die Konfessionskriege, aber auch das Beschreiten des Wegs einer radikalen Säkularisierung als scheinbarer Ausweg". Im dritten Teil würden Schritte für die Zukunft erörtert. Gleichzeitig mit dem Text werde es liturgische Vorschläge für gemeinsame Gottesdienste zum Reformationsjubiläum geben, sagte Koch.

Kardinal Koch kritisiert EKD-Vorsitzenden

Der aus der Schweiz stammende Kurienkardinal schloss nicht aus, dass es 2017 einen Papstbesuch mit Ökumene-Akzent in einer von der Reformation geprägten Stadt geben könne. Dies müsse aber nicht in Deutschland sein. Er betonte, dass es um ein Ereignis gehe, dass "nicht nur deutsch" sei. Oberster Vertreter des Luthertums ist heute der Bischof von Jerusalem, Munib Younan, als Präsident des Lutherischen Weltbunds.

Koch verwies mit Blick auf die Ökumene auf eine "volle Kontinuität" zwischen Benedikt XVI. und Papst Franziskus. Er wandte sich damit gegen eine Äußerung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider. Dieser habe nach seinem Besuch bei Papst Franziskus den Eindruck vermittelt, es gebe eine neue Ära in der Ökumene.

Große Probleme mit der Ökumene

Nach Einschätzung Kochs hat die Ökumene 50 Jahre nach dem Konzil große Probleme. Es fehle das frühere Ziel einer tiefen Glaubens-, Sakramenten- und Jurisdiktionseinheit; die Zersplitterung im Protestantismus habe weiter zugenommen. Zudem seien die Differenzen in Ethikfragen stärker geworden. Auch mit der Orthodoxie gebe es Schwierigkeiten, etwa durch die nicht übereinstimmenden Einheitsvorstellungen Konstantinopels und Moskaus. Die innerorthodoxen Uneinigkeit mache deutlich, dass ein Ehrenprimat, wie es ihn in der Orthodoxie oder der anglikanischen Weltgemeinschaft gebe, nicht das Ziel der Kircheneinheit sein könne. (KNA)