Nach Razzia: Vatikanbank dementiert Konfrontation mit Finanzaufsicht
Der Aufsichtsratschef der Vatikanbank IOR, Jean-Baptiste Douville de Franssu, hat eine direkte Konfrontation mit der vatikanischen Finanzaufsicht AIF zurückgewiesen. Der Mailänder Zeitung "Il Sole 24 Ore" (Donnerstag) sagte er, sein Institut habe nur Unregelmäßigkeiten gemeldet, auf die man im Alltagsgeschäft gestoßen sei. Dies habe die vatikanische Staatsanwaltschaft zu Maßnahmen gegen Mitarbeiter des Staatssekretariats und der Finanzaufsicht AIF veranlasst. Die Bank selbst habe "keine Personen oder einzelne Behörden angezeigt". Zudem betonte Douville de Franssu, für alle Beteiligten gelte die Unschuldsvermutung.
Razzia Anfang Oktober
Die Vatikanpolizei hatte im Auftrag der vatikanischen Staatsanwaltschaft am 1. Oktober Büros des Staatssekretariats, also der obersten Leitungsbehörde des Heiligen Stuhl, sowie der Finanzaufsicht durchsucht und Unterlagen und Computer beschlagnahmt. Als Auslöser nannte das vatikanische Presseamt Anzeigen der Vatikanbank und des Büros des Buchprüfers.
Im Hintergrund steht dem Vernehmen nach eine verlustreiche Investition eines dreistelligen Millionenbetrags durch das Staatssekretariat in eine Londoner Immobilie. Vier Mitarbeiter des Staatssekretariats und der Direktor der Finanzaufsicht wurden suspendiert. Worin ihr mögliches Fehlverhalten bestanden haben soll, nannte der Vatikan nicht.
Papst Franziskus bemüht sich seit dem Beginn seiner Amtszeit vor sechs Jahren um eine Neuordnung des Finanzwesens der vatikanischen Kurie und des Heiligen Stuhls. Er fordert mehr Transparenz und Einhaltung internationaler Standards. Wichtige Ämter, die in diesem Zusammenhang neu geschaffen oder gestärkt wurden, sind jedoch nicht oder nur mit einem übergangsweise amtierenden Leiter besetzt. (tmg/KNA)