Hohe Verluste durch fragwürdige Investitionen in Luxus-Immobilien

Vatikan: Finanz-Ermittlungen gegen Kurienkardinal

Veröffentlicht am 15.10.2019 um 12:35 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Anfang Oktober hatte die Vatikanpolizei eine Razzia im Staatssekretariat und bei der Finanzaufsicht des Kirchenstaats durchgeführt. Nun wurde bekannt, dass dabei auch gegen einen Kurienkardinal ermittelt wird.

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Die vatikanische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten gegen einen Kurienkardinal. Erzbischof Giovanni Angelo Becciu soll 2014 und 2018 Investitionen in ein Londoner Immobilienprojekt in Höhe von insgesamt 250 Millionen Euro genehmigt haben, berichtete die Catholic News Agency am Montag unter Bezugnahme auf einen Artikel der Financial Times. Demnach handelte es sich um Luxus-Wohnungen, an denen der Vatikan über einen Luxemburger Investment-Fond beteiligt war. Diese Investitionen hätten zu hohen finanziellen Verlusten des Kirchenstaates geführt. Einzelheiten zu den Untersuchungen wurden nicht genannt.

Becciu war von 2011 bis 2018 Substitut im vatikanischen Staatssekretariat und damit nach dem Kardinalstaatssekretär zweitwichtigster Mann der obersten Leitungsbehörde des Heiligen Stuhls. Laut Medienberichten soll sich Becciu in dieser Zeit der von Kardinal George Pell, damals Präfekt des Wirtschaftssekretariates, geleiteten Finanz-Reform des Vatikan entgegengestellt und eine Buchprüfung durch externe Firmen verhindert haben. Becciu ist seit 2018 Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse.

Kardinal Giovanni Angelo Becciu
Bild: ©KNA/Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani

Kardinal Giovanni Angelo Becciu ist seit 2018 Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse.

Am 1. Oktober hatte die Vatikanpolizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft wegen dubioser Finanzgeschäfte die Büros des vatikanischen Staatssekretariats und der Finanzaufsicht durchsucht sowie Akten und Computer beschlagnahmt. Gründe seien nach Angaben des vatikanischen Presseamtes Anzeigen der Vatikanbank IOR und des Antikorruptionsbeauftragten aus dem Frühjahr gewesen.

Einen Tag nach der Razzia wurde durch eine öffentlich gewordene Dienstanweisung bekannt, dass fünf hochrangige Mitarbeiter des Staatssekretariats und der Finanzaufsicht von Dienst suspendiert wurden; unter ihnen auch der Leiter der Finanzaufsicht. Am Montag trat der Chef der Vatikanpolizei, Domenico Giani, von seinem Amt zurück. Er zog damit die Konsequenzen aus der unerlaubten Veröffentlichung der Dienstanweisung. Der Vatikan betonte jedoch, dass Giani "keinerlei persönliche Verantwortung" treffe.

Seit Beginn seiner Amtszeit vor sechs Jahren arbeitet Papst Franziskus an einer Neuordnung des Finanzwesens der vatikanischen Kurie und des Heiligen Stuhls. Der Vatikan soll in finanziellen Dingen transparenter werden und bei Buchhaltung und Finanzgeschäften internationale Standards einhalten. Viele Ämter, die in diesem Zusammenhang neu geschaffen oder gestärkt wurden, sind derzeit jedoch nicht oder nur übergangsweise besetzt. (rom)