Bericht über sieben minderjährige Betroffene

Neue Vorwürfe gegen Ex-Kardinal McCarrick

Veröffentlicht am 18.10.2019 um 12:10 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Stimmen die neuen Anschuldigungen, fing es früher an als bisher gedacht: Während sich die Missbrauchvorwürfe gegen Theodore McCarrick bislang vornehmlich auf seine Bischofszeit bezogen, geht es nun um Vorfälle, als er noch einfacher Priester war.

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Gegen den ehemaligen Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick (89) gibt es neue Anschuldigungen. Unter dem Namen Nathan Doe wirft ein Mann, der angibt, von McCarrick sexuell missbraucht worden zu sein, dem früheren Kirchenführer vor, als Priester der Diözese New York noch weitere Jungen unter 16 Jahren missbraucht zu haben. Das geht aus einem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Schreiben hervor. Das private katholische Mediennetzwerk CNA berichtet unter Berufung auf Doe von sieben minderjährigen Betroffenen.

Während sich bisherige Vorwürfe vornehmlich auf die Zeit bezogen, in der McCarrick als Bischof in New Jersey und später in Washington tätig war, verweist Doe auf die Jahre ab 1969, die McCarrick in New York verbrachte. "Ich beziehe mich auf McCarricks Ziele und Opfer, bevor ihm Macht und Kontrolle über all diese Seminare übertragen wurde. Ich beziehe mich auf den ersten Akt in McCarricks Karriere sexuellen Missbrauchs, über den niemand vor dem Sommer 2018 gesprochen hat. Ich beziehe mich auf junge katholische Knaben, fast immer zwischen 12 und 16 Jahre alt", zitiert CNA aus dem Schreiben. Niemand habe bislang über "McCarrick und die Jungen" gesprochen, so Doe.

"Vatikankreise": Regelmäßig Jungen im High-School-Alter eingeladen

Unter Berufung auf "Vatikankreise" berichtet CNA, dass der Ex-Kardinal angeblich zwischen 1971 und 1977 regelmäßig Jungen im High-School-Alter einlud, ihn auf seine Reisen als damaliger Sekretär des New Yorker Kardinals Terence Cooke zu begleiten. Doe gibt demnach an, entsprechende Beweise seien den Strafverfolgungsbehörden bereits in der Vergangenheit übergeben worden.

McCarrick war 2018 des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und der Unzucht mit jungen Männern beschuldigt worden. Im Juni 2018 suspendierte der Vatikan ihn wegen eines Übergriffs auf einen Messdiener im Jahr 1971. Nachdem weitere glaubhafte Vorwürfe hinzukamen, musste sich der Kardinal vor der vatikanischen Glaubenskongregation verantworten. Sie entließ McCarrick Mitte Februar aus dem Klerikerstand. In der Urteilsbegründung hieß es damals, er habe Minderjährige und Erwachsene sexuell missbraucht und dazu auch das Beichtsakrament benutzt. Dies zählt im Kirchenrecht zu den schwersten Verbrechen.

Anfang September hatte sich McCarrick erstmals seit seiner Entlassung aus dem Klerikerstand öffentlich geäußert. "Ich bin nicht so böse, wie ich dargestellt werde", sagte er damals gegenüber dem US-Online-Magazin "Slate". "Ich glaube nicht, dass ich die Dinge getan habe, derer sie mich beschuldigen." "Feinde" hätten die Missbrauchsopfer dazu angestiftet, Lügen über ihn zu erzählen, vermutete der 89-Jährige.

McCarrick lebt unter strengen Auflagen in einem Kloster im ländlichen Kansas. Er verbringt nach eigenen Angaben die meiste Zeit in der Bibliothek oder Kapelle und hält sich an das strikte Ausgehverbot. Er nehme am Leben der Gemeinschaft teil, besuche aber nicht die Basilika gegenüber seiner neuen Bleibe. Wöchentlich lege er die Beichte ab. Er bemühe sich, seine neue Lebenssituation zu akzeptieren, so der Ex-Kardinal. (tmg/KNA)