"In vieler Hinsicht eine große Verwirrung"

Gänswein klagt: Großteil der Gläubigen nimmt Katechismus nicht ernst

Veröffentlicht am 25.10.2019 um 12:57 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Steckt die Kirche in der Krise, weil ein Großteil der Gläubigen kaum noch die Vorgaben des Katechismus ernst nimmt und an der Lehre der Apostel festhält? So sieht es zumindest Kurienerzbischof Georg Gänswein.

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Kurienerzbischof Georg Gänswein (63) hat eine Verwirrung und Ratlosigkeit in der katholischen Kirche beklagt. Heute herrsche "in vieler Hinsicht eine große Verwirrung, weil ein Großteil der Gläubigen kaum noch die Vorgaben des Katechismus ernst nimmt und an der Lehre der Apostel festhält", sagte Gänswein im Interview der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". Die Ratlosigkeit sei groß, "wie diesem dramatischen Prozess Einhalt zu gebieten" sei. "Mit einem Rabatt auf die kostbaren Heilsgüter der Kirche wird eine Neuevangelisierung, eine Glaubensvertiefung sicherlich nicht gelingen", sagte Gänswein.

Der Erzbischof betonte weiter, dass er die finanziellen Möglichkeiten der katholischen Kirche in Deutschland als begrenzt ansehe. "Diese Kraft lässt nach und ihr Wirken ist in eine Endphase eingetreten", so der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI.

In der vergangenen Woche hatte Gänswein die Katholiken in Deutschland vor "Selbstmitleid" gewarnt und eine "Glaubensvertiefung" angemahnt. "Selbstmitleid, Schimpfen auf andere, enttäuscht sein bringt gar nichts", sagte er nach der Vorstellung seines neuen Buches "Vom Nine-Eleven unseres Glaubens". Mit Blick auf mögliche strukturelle Reformen in der Kirche sagte er: "Wenn wir nicht mit der Glaubensvertiefung anfangen, laufen wir Gefahr, dass die Enttäuschung in zwei Jahren noch größer ist als heute." Wörtlich ergänzte er: "Wenn die Glaubenskraft der Kirche in Deutschland so groß ist wie die Finanzkraft, wäre alles in Ordnung." (tmg/KNA)