Dokumentation lasse Fakten aus

Regensburger Institut: Benedikt-Film "tendenziös und manipulativ"

Veröffentlicht am 31.10.2019 um 12:07 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ Die Kinodokumentation "Verteidiger des Glaubens" über Benedikt XVI. schlägt weiter Wellen. Der stellvertretende Leiter des Regensburger Benedikt-Instituts bemängelt jetzt eine unzureichende Faktendarstellung des Films.

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Das Bistum Regensburg kritisiert die Benedikt-XVI.-Dokumentation "Verteidiger des Glaubens". Der stellvertretende Leiter des bistumseigenen Instituts Papst Benedikt XVI., Christian Schaller, nannte den Kinofilm "tendenziös und manipulativ". Besonders kritisierte er, der Film habe wichtige Fakten ausgelassen.

So bemängelt Schaller, "Verteidiger des Glaubens" zeige nicht alle Aspekte der Missbrauchspolitik Benedikts. So habe sich dieser bereits Mitte der 1980er Jahre mit der Problematik beschäftigt und auf Unsicherheiten bezüglich der Zuständigkeit für deren Aufarbeitung hingewiesen. Er habe dann klarere Regeln erarbeiten lassen. Zudem habe er sich in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle des  Gründers der "Legionäre Christi", Marcial Maciel, engagiert.

Weiterhin seien kritische Aussagen von Interviewpartnern nicht eingeordnet und andere Aussagen verkürzt wiedergegeben worden. Der Film stelle Benedikt in einer Weise dar, die "mit der Realität und seiner Person, seinem Werk, seinem Pontifikat" nicht übereinstimme. Vielmehr werde Benedikt zu einer Symbolfigur stilisiert, "die für alles verantwortlich sei, was in der Kirche schiefgelaufen ist".

Eine "Sammlung von Polemiken, Halb- und Unwahrheiten"

Kritik am Film kommt ebenfalls vom Publizisten Peter Seewald. Die Arbeit sei eine "Sammlung von Polemiken, Halb- und Unwahrheiten" und "als Diskussionsbeitrag nicht ernst zu nehmen", sagte er im Interview mit der "Tagespost" am Donnerstag. Gerade im Vergleich zu Franziskus sei Benedikts Krisenmanagement "nicht so schlecht" gewesen.

Der Film des deutsch-britischen Regisseurs Christoph Röhl zeichnet das Leben Joseph Ratzingers von seiner Priesterweihe 1951 bis zu seinem Rücktritt als Papst 2013 nach. Schwerpunkt ist sein Wirken im Vatikan und sein Umgang mit Missbrauchsvorwürfen. In der letzten Zeit gab es bereits Kritik an der Dokumentation. Kurienerzbischof Georg Gänswein warnte Mitte des Monats vor dem Film, da er zwar "geschickt gemacht", jedoch "nicht objektiv" und "miserabel" sei. "Verteidiger des Glaubens" ist ab Donnerstag in den Kinos.

Das "Institut Papst Benedikt XVI." wurde 2008 vom Bistum Regensburg gegründet, Bischof Rudolf Voderholzer steht ihm vor. Die Einrichtung gibt Werke des emeritierten Pontifex heraus und stellt Quellen sowie Sekundärliteratur in einer Bibliothek zur Verfügung. (cph)