Die Kirche muss ihre Haltung zur Homosexualität überdenken!
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"Homosexualität ist keine Krankheit, 'Heilungsversuche' können sehr schädlich sein." Das ist die Überzeugung, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn umtreibt, wenn er künftig Konversionstherapien verbieten will.
Bei unter 18-Jährigen sollen sie generell verboten werden. Das geht aus einem aktuellen Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministeriums hervor. Für Erwachsene, wo formell von freier Zustimmung ausgegangen werden kann, sollen sie wesentlich erschwert werden. Nach Informationen der Magnus-Hirschfeld-Stiftung gibt es im Jahr in Deutschland etwa 1.000 Versuche von Ärzten und Therapeuten, Schwule und Lesben zu Heterosexuellen zu machen, häufig stammen diese Fälle aus dem evangelikalen Kontext. 1.000 Versuche zuviel, wenn man formal Homosexualität als eine von mehreren Spielarten menschlicher sexueller Orientierung akzeptiert und damit der neueren wissenschaftlichen Forschung folgt.
Wer einen der beiden US-amerikanischen Filme aus dem Jahr 2018 "The Miseducation of Cameron Post" und "boy erased" (Der verlorene Sohn), gesehen hat, beide vielfach preisgekrönt und letzterer besetzt mit Topstars wie Nicole Kidman und Russell Crowe, weiß, wie relevant das Thema vor allem in den USA aktuell ist und kann sich in die Nöte und Ängste solcher angeblich unter der "same sex disease" leidenden Jugendlichen etwas einfühlen; vor allem aber versteht er, was Jens Spahn meint, wenn er sagt: "Es braucht aus meiner Sicht ein starkes Signal des Staates und damit eben auch in der Gesetzgebung, um Homosexuelle vor Pathologisierung, Diskriminierung, Stigmatisierung und damit eben auch vor Leid zu schützen."
Und die katholische Kirche? Erkennt seit einem Grundsatzpapier aus den achtziger Jahren die Existenz von Homosexualität an und wendet sich (zumindest auf dem Papier) gegen Diskriminierung, lehnt jedoch – und das finden viele diskriminierend – praktizierte homosexuelle Handlungen ab. Noch jüngst wurde immerhin betont, dass die Deutsche Bischofskonferenz Konversionstherapien äußerst skeptisch gegenübersteht, diese nicht unterstützt und keine Kenntnisse über Therapien in eigenen Reihen hat.
Aber reicht das? Mindestens ein offensives Plädoyer für das angestrebte überfällige Verbot, aber vielleicht auch ein Überdenken der eigenen Lehre, die sich nach neueren exegetischen Forschungen nur schwer auf biblische Quellen stützen kann sowie ein Thematisieren dieses schwerwiegenden Themas in ökumenischen Kontakten mit Freikirchen wäre hier auch von katholischer Seite sinnvoll und notwendig.