Bayerische Bischöfe würdigen Seenotretter und legen Finanzen offen
Die bayerischen Bischöfe haben bei ihrer Herbstvollversammlung in München politische und kirchliche Signale gesetzt. In ihrer Abschlusserklärung würdigten sie am Donnerstag den Einsatz privater Seenotretter. "Das europäische Gemeinwesen ist offenbar nicht in der Lage, seine Außengrenzen so zu organisieren, dass nicht jedes Jahr Tausende ums Leben kommen", beklagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Solange sich daran nichts ändere, müsse die zivile Seenotrettung "im Kampf gegen die anhaltende Katastrophe" auf dem Mittelmeer unterstützt werden. Besser wäre es aber, staatliche Stellen würden sich darum kümmern. Der Kardinal kündigte für den 14. Dezember einen ökumenischen Gottesdienst mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm im Münchner Liebfrauendom an. Dabei solle das große Engagement der privaten Initiativen gewürdigt und für die Helfer, Menschen auf der Flucht und die Ertrunkenen gebetet werden.
Die Bischöfe beschlossen außerdem den Ausbau ihres 2018 gegründeten Kompetenzzentrums für Demokratie und Menschenwürde in Freising und Nürnberg. Das Projekt wird entfristet und von zwei halben auf zwei ganze Stellen aufgestockt. Der Kardinal bescheinigte den Mitarbeitern eine "sehr wichtige Arbeit". Das Kompetenzzentrum bekomme viele Anfragen, nicht nur aus dem Raum der Kirche. Ehrenamtliche würden geschult, vornehmlich rechtsextremen Tendenzen in ihrem Umfeld zu begegnen.
Nach dem erfolgreichen Artenschutz-Volksbegehren in Bayern sieht sich auch die katholische Kirche im Freistaat in der Pflicht. Nach staatlichem Vorbild soll ein Runder Tisch bis Frühjahr 2020 beschlussfähige Maßnahmen für eine nachhaltigere und klimafreundlichere Bewirtschaftung kirchlicher Flächen vorlegen. Dies solle im Einvernehmen mit Politik, Landwirtschaft und Umweltschutz geschehen, sagte Marx. "Wir wollen keine neuen Gräben."
Erstmals Geschäftsbericht zu Überdiözesanem Fonds
Erstmals veröffentlichten die bayerischen Bistümer einen testierten Geschäftsbericht zu ihrem Überdiözesanen Fonds (ÜDF). 2018 finanzierten die Diözesen demnach Gemeinschaftsaufgaben mit knapp 39 Millionen Euro. Die größten Zuschussempfänger waren die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) mit mehr als 20 Millionen Euro, gefolgt von der Katholischen Stiftungshochschule München mit mehr als 5 Millionen Euro. Zu den insgesamt 64 geförderten Institutionen zählen auch die Katholische Akademie in Bayern und Landesstellen katholischer Verbände.
Einstimmig sprachen sich die Bischöfe für eine dritte fünfjährige Amtszeit von Prälat Lorenz Wolf (64) als Leiter des Katholischen Büros in Bayern aus. Der Münchner Domdekan und promovierte Kirchenrechtler leitet die zentrale Kontaktstelle der katholischen Kirche zur Staatsregierung, zum Landtag, Parteien und anderen gesellschaftlichen Gruppen seit 2010. Außerdem fungiert er als Sekretär der Freisinger Bischofskonferenz. 2016 wählte ihn der BR-Rundfunkrat zu seinem Vorsitzenden.
Die Freisinger Bischofskonferenz ist die Versammlung der (Erz-)Bischöfe der sieben bayerischen (Erz-)Bistümer Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München und Freising, Passau, Regensburg und Würzburg sowie der Diözese Speyer. 1848 tagte die Versammlung der Bischöfe im Königreich Bayern erstmals als "Konferenz der Bayerischen Bischöfe". Seit 1968 trägt sie den heutigen Namen. Seitdem kommen die bayerischen (Erz-)Bischöfe und Weihbischöfe sowie der Bischof von Speyer jeweils im Frühjahr und im Herbst zur Beratung zusammen. Vorsitzender der Konferenz ist der Erzbischof von München und Freising, sein Stellvertreter der Erzbischof von Bamberg. (tmg/KNA)