Streit um Nikolausgehilfen schwelt seit Jahren

Immer mehr niederländische Städte verzichten auf "Zwarte Piet"

Veröffentlicht am 09.11.2019 um 11:03 Uhr – Lesedauer: 
Nikolaus auf niederländisch: Der Sinterklaas.
Bild: © KNA

Amsterdam ‐ "Zwarte Piet" heißt der Nikolausgehilfe in den Niederlanden. Traditionell ist sein Gesicht schwarz – doch für Kritiker ist diese Darstellung rassistisch. Nun trägt der "Piet" in mehreren Städten Ruß statt Schminke. Auch das ruft Protest hervor.

  • Teilen:

Immer mehr niederländische Städte entscheiden sich beim alljährlichen Nikolauseinzug für einen "Piet" mit Ruß statt schwarzer Schminke. Bei 46 Umzügen seien in diesem Jahr sogenannte "Roetveegpieten" zu sehen, berichtet das niederländische "NRC Handelsblad" (Freitag). Dagegen hätten in den Vorjahren nur etwa 20 Umzüge mit nicht schwarz geschminkten Piet-Darstellern stattgefunden.

Die Entwicklung sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass auch das zur Nikolauszeit täglich ausgestrahlte Kinderprogramm "Sinterklaas-Journal" der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt NTR "Roetveegpieten" einsetze. NTR hatte das im September angekündigt. Städte wie Eindhoven, Den Haag, Almere, Groningen, Gouda und Tilburg gaben an, dieser Linie ausdrücklich zu folgen. Insgesamt lebt laut "NRC Handelsblad" damit ein Drittel der Niederländer in einer Stadt oder Gemeinde, die beim Umzug auf schwarz geschminkte Pieten verzichtet.

Änderung erfolgt schrittweise

Viele Städte wie Tilburg setzten dabei auf eine schrittweise Veränderung und mischen "Zwarte Pieten" mit "Roetveegpieten". In diesem Jahr hätten noch 25 der 150 Pieten Ruß im Gesicht, im nächsten Jahr soll es keinen einzigen "Zwarten Piet" mehr geben.

In den vergangenen Jahren hatte es beim Nikolauseinzug oft Proteste von "Zwarte Piet"-Gegnern gegeben. Nun zeigt sich auch Protest gegen die "Roetveegen". Die rechtsextreme Partei "Nederlandse Volks-Unie" demonstrierte am Mittwoch laut "NRC Handelsblad" in Den Haag für den "Zwarten Piet" mit rund 100 schwarz geschminkten Demonstranten. Nächste Woche soll es einen Protest vor dem Regierungsgebäude in Zwolle geben.

Demonstranten halten die Faust in die Luft.
Bild: ©picture alliance/Tone Koene

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Demonstrationen gegen die Figur des "Zwarte Piet". Die Darstellung sei rassistisch, bemängeln Kritiker.

Auch die Aktivisten mit der Parole "Kick Out Zwarte Piet" demonstrieren, weil sie einen rascheren Wandel fordern. In Städten, wo sowohl "Pieten" mit schwarzer Schminke wie mit Ruß im Gesicht am "Sinterklaasumzug" teilnehmen, wollen beide Lager demonstrieren. In der Vergangenheit führte dies bereits zu Zusammenstößen.

Seit Jahren diskutieren die Niederländer, wie der Nikolausgehilfe "Zwarte Piet" zu schminken sei, um nicht Anstoß zu erregen. Traditionell war das Gesicht des "Zwarten Piet" immer schwarz. Doch Kritiker bemängeln, der Brauch erinnere an die Sklavenausbeutung in den Karibik-Kolonien. Die Niederlande sind ein Einwanderungsland für Surinamer, Malaien und Marokkaner. 2015 forderte gar ein UN-Gremium, den "Zwarten Piet" ganz abzuschaffen. Die "Roetveegpieten" haben der Legende nach Ruß im Gesicht, weil sie durch den Schornstein gekommen sind.

Für die Niederländer ist der Einzug des Nikolaus der wichtigste Tag der Vorweihnachtszeit. Höhepunkt des Nikolausfests ist der "Pakjesavond" (Geschenkabend) am 5. Dezember. Der nationale "Sinterklaasumzug" findet in diesem Jahr am 16. November im ostniederländischen Apeldoorn statt. In Amsterdam zieht der Sinterklaas am 17. November ein. (KNA)