Vatikan: Ex-Wirtschaftsprüfer verlangt Wiedereinstellung
Der im Juni 2017 entlassene Generalrevisor des Vatikan, Libero Milone, verlangt seine Wiedereinstellung und eine Wiedergutmachung für entstandene Rufschädigung. Wie Milone in einem Interview der Zeitung "Il Messaggero" (Samstag) weiter sagte, habe die vatikanische Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen ihn längst eingestellt, dies aber nie bekanntgegeben.
Man habe ihn damals gezwungen, ein vorbereitetes Rücktrittsschreiben zu unterzeichnen, hatte Milone kurz nach seiner Entlassung im Herbst 2017 erklärt. Der damalige Chef der Gendarmerie, Domenico Giani, habe ihn unter Druck gesetzt. Vorgeworfen worden war dem Generalrevisor, er habe seine Kompetenzen überschritten und im Privatleben von Bischöfen und Kardinälen geschnüffelt. Der Vatikan sprach damals von einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses "in gegenseitigem Einvernehmen".
Bereits Anfang September 2018 hatte Milone gesagt, dass das Verfahren gegen ihn eingestellt worden sei. Seine Unschuld sei "klar erwiesen", betonte der Finanzexperte damals. Er wisse nicht, ob im Vatikan jemand etwas gegen ihn gehabt habe, so Milone weiter. Gleichzeitig bot er Papst Franziskus seine Rückkehr an. Diese könnte nicht nur dabei helfen, "Kontinuität hinsichtlich der begonnenen Arbeit zu schaffen, sondern vor allem auch eine neue Einrichtung stärken, die es nötig hat, zur normalen Ordnung geführt zu werden".
Brief persönlich an Parolin übergeben
In dem Interview vom Samstag sagte Milone weiter, er habe Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin persönlich einen von ihm und seinen Anwälten unterschriebenen Brief überreicht. "Wir verlangen unsere Wiedereinstellung, um unsere begonnene Arbeit fertigzustellen", so Milone. Vielleicht habe er damals etwas zu wenig bedacht, "dass der Vatikan kein Unternehmen ist, sondern eine absolute Monarchie". Gleichwohl habe er seine Arbeit nach internationalen Standards getan. Dennoch sei damals auf seinem PC und dem seiner Sekretärin spioniert worden.
Geld sei für ihn zweitrangig, wichtiger sei die Reputation, so der 71-Jährige. Für jemanden wie ihn, der "als Wirtschaftsprüfer für die größten börsennotierten Unternehmen gearbeitet hat", sei ein Spionage-Vorwurf gegen den Vatikan "der berufliche Tod". Parolin habe ihm gesagt, was passiert sei, tue ihm leid, so Milone weiter. Fürs erste habe der Kardinalstaatssekretär ihm eine Vermittlung durch den vatikanischen Staatsanwalt Giampiero Milano vorgeschlagen.
Milone, von 1975 bis 2007 bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte tätig, war im Juni 2015 von Papst Franziskus im Zuge einer Neuorganisation des vatikanischen Wirtschafts- und Finanzsektors zum Generalrevisor berufen worden. Er hatte damit die Bilanzen der vatikanischen Kurie, der mit dem Heiligen Stuhl verbundenen Einrichtungen und des Vatikanstaats zu kontrollieren. Zuvor erledigte dies die Wirtschaftspräfektur des Heiligen Stuhls selbst. (mal/KNA)