Neuer Vatikan-Finanzchef – Nachfolger für Kardinal Pell gefunden
Der spanische Jesuit und Wirtschaftswissenschaftler Juan Antonio Guerrero Alves (60) wird neuer Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates. Der Vatikan teilte die Ernennung durch Papst Franziskus am Donnerstag mit. Guerrero erhält damit einen der einflussreichsten Posten in der Leitung der katholischen Kirche. Sein Amt tritt er nach Angaben des Jesuitenordens zum Jahresbeginn an.
Früherer Amtsinhaber war Kardinal George Pell (78), der in Australien wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde und ein Berufungsverfahren anstrebt. Pell, im Februar 2014 zum ersten Präfekten der neu gegründeten Behörde ernannt, wurde im Juni 2017 vor dem Hintergrund des Strafverfahrens in Australien von seinem Posten beurlaubt; sein fünfjähriges Mandat lief im Februar 2019 aus. Dem Sekretariat als Aufsichtsgremium übergeordnet ist der Wirtschaftsrat, dem der deutsche Kardinal Reinhard Marx als Koordinator vorsteht.
Der aus dem südwestspanischen Merida stammende Guerrero trat mit 20 Jahren in den Jesuitenorden ein, dem auch Papst Franziskus angehört. Seine Studien absolvierte er in Spanien, Brasilien, Frankreich und den USA. 1986 erwarb er in Madrid einen Universitätsabschluss in Wirtschaftswissenschaften, 1993 einen Abschluss in Philosophie und Literaturwissenschaft und ein Jahr darauf ein Lizenziat in Theologie an der Päpstlichen Universität Comillas. Nach mehreren Jahren Lehrtätigkeit im Fach Gesellschaftsphilosophie und politische Philosophie war Guerrero ab 2003 für die Novizenausbildung der Jesuiten in Spanien verantwortlich. 2008 übernahm er die Leitung der spanischen Ordensprovinz; von 2015 bis 2017 wirkte er als Koordinator und wirtschaftlicher Leiter für Projekte seines Ordens in Mosambik. Anschließend wechselte er auf seinen aktuellen Posten in Rom, wo er als Delegat des Generaloberen für die internationalen Einrichtungen der Jesuitenordens zuständig ist.
Australiens oberster Gerichtshof hatte am Mittwoch den Berufungsantrag Pells gegen seine Verurteilung als Sexualstraftäter angenommen. Die Anhörung werde voraussichtlich erst 2020 stattfinden, teilte das Gericht in Canberra mit. Mit der Zulassung der Berufung erhält der gesundheitlich angeschlagene Pell eine letzte juristische Chance, gegen seine Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs vorzugehen. Der 78-Jährige verbüßt eine sechsjährige Haftstrafe. (tmg/KNA)
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