Bei vielen Menschen "Sehnsucht nach Tiefe und geistlicher Erfahrung"

Adoratio Altötting: Warum Bischof Oster zu einem Gebetskongress lädt

Veröffentlicht am 15.11.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Altötting ‐ Eine ausgesprochen katholische Frömmigkeitsform: Im Zentrum des "adoratio"-Kongresses in Altötting steht die eucharistische Anbetung. Bischof Stefan Oster erklärt im Interview, was die Faszination dieses Gebets ausmacht und was es ihm selbst bedeutet.

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Der Passauer Bischof Stefan Oster (54) hat für kommendes Wochenende zu einem Gebetskongress nach Altötting eingeladen. Im Interview äußerte er sich dazu, was ihn zu dieser Initiative bewegt. Dabei verriet Oster, dass ihm das Beten auch nicht immer leicht fällt.

Frage: Herr Bischof, wie wir hören, wollen fast 2.000 Menschen an dem Kongress "adoratio" teilnehmen. Also ist es doch nicht so schlecht um den christlichen Glauben bestellt?

Oster: Zumindest gibt es bei vielen Menschen Sehnsucht nach mehr; nach mehr Tiefe, nach geistlicher Substanz und geistlicher Erfahrung. Ja, ich bin gespannt, wer alles kommt. Die Resonanz ist jedenfalls ganz erstaunlich. Wir hatten mit ein paar hundert gerechnet und mussten jetzt schon zweimal das Konzept erweitern, um mehr Menschen die Teilnahme zu ermöglichen.

Frage: Im Zentrum des Treffens steht die Vertiefung eucharistischer Anbetung. Warum gerade diese ausgesprochen katholische Frömmigkeitsform?

Oster: Die eucharistische Anbetung ist ja schon länger wieder im Kommen - bei ganz unterschiedlichen Gruppen in der Kirche. Aber der tiefere Hintergrund ist der: Wir schauen uns an vielen Orten in der Welt um und fragen, wo Kirche heute wächst. Und im Grunde kann man sagen, an den allermeisten dieser Orte spielt ein erneuertes, gemeinschaftliches Gebetsleben eine entscheidende Rolle. Übrigens auch in der Frage nach geistlichen Berufungen: Nach einem Wort des Herrn im Lukasevangelium werden auch wir "den Herrn der Ernte bitten Arbeiter in seinen Weinberg zu senden".

Passaus Bischof Stefan Oster im Gespräch mit einem Journalisten.
Bild: ©KNA

Passaus Bischof Stefan Oster im Gespräch mit einem Journalisten.

Frage: Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit dieser Gebetspraxis gemacht?

Oster: Wenn ich zuhause bin, bete ich morgens und abends zusammen mit meinen Mitbewohnerinnen jeweils eine halbe Stunde vor dem Allerheiligsten. Und ich darf immer neu die Erfahrung machen, dass mich das Gebet trägt und prägt, und mich im inneren Frieden lässt. Es ist nicht so, dass ich jedes Mal große Gefühle hätte; manchmal ist es auch anstrengend, weil ich müde bin oder allzu abgelenkt. Aber auf Dauer stellt sich eine Art innerer Subton der Freude an Jesus ein. Gott liebt die Treue, glaube ich.

Frage: Bis auf die Fronleichnamsprozession spielt sich diese Art des Betens sonst eher im Stillen ab. Was wollen Sie mit einer Großveranstaltung erreichen?

Oster: Also Großveranstaltung ist für mich auch nicht das ganz richtige Wort. Zudem wenn Sie an die Nightfever-Bewegung denken oder an die Weltjugendtage, da steht die Anbetung auch im Zentrum größerer Ereignisse. Aber was wir uns erhoffen: Wir wollen einerseits Sehnsucht wecken nach mehr von Jesus - und andererseits auch konkrete Anregungen geben, so dass Menschen nach Hause gehen und vielleicht in ihrer eigenen Gemeinde oder Einrichtung mit Anbetung neu beginnen.

Frage: Dass Jesus Christus dauerhaft in einem gewandelten Stück Brot gegenwärtig ist und ihm so begegnet werden kann, ist unter den christlichen Konfessionen nicht konsensfähig. Gibt es trotzdem einen ökumenischen Horizont bei der eucharistischen Anbetung?

Oster: Wir machen die Erfahrung, dass Menschen, die zwanglos eingeladen werden, gleich welcher Konfession, etwa bei Nightfever, nicht selten in einer tiefen Form bewegt werden - und immer wieder auch beginnen zu verstehen, dass es hier tatsächlich eine ganz besondere Präsenz gibt. Übrigens werden Gottesdienste oder Teile der Veranstaltung in der Altöttinger Basilika stattfinden oder auch dorthin übertragen werden - und dazu ist jeder eingeladen - auch wenn er nicht an den Workshops teilnehmen kann. In der Basilika sind alle willkommen.

Von Christoph Renzikowski (KNA)