Endzeitstimmung
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Impuls von Pater Philipp König
Ein düsteres Szenario tut sich zu Beginn des Advents vor uns auf: Absolute Finsternis und schwerste Erschütterungen, vom Himmel fallende Sterne, eine alles hinwegraffende Flut, Jammern und Klagen allerorten. Keine Spur von vorweihnachtlicher Behaglichkeit in den Wochen vor dem Fest! Die Ansage Jesu ist unmissverständlich: "Das Ende steht vor der Tür!"
Den bevorstehenden Weltuntergang haben im Lauf der Jahrhunderte schon viele prophezeit – allerdings blieb er bisher jedes Mal aus. Auch heute noch wird regelmäßig die ultimative Katastrophe herbeibeschworen und damit Angst und Panik geschürt. Gehört Jesus womöglich auch zu diesen Panikmachern?
Mir persönlich geht besonders sein Beispiel vom Dieb nach, der plötzlich und unerwartet nachts ins Haus einbricht. Es erinnert mich daran, wie bei uns daheim einmal eingebrochen wurde. Es war damals mitten am Tag und wir waren – Gott sei Dank! – nicht zu Hause. Der Schreck fuhr mir so tief in die Knochen, dass ich mich noch heute genau daran erinnern kann.
Am Schlimmsten war für mich das tiefe Gefühl der Unsicherheit. Über Monate fühlte ich mich zu Hause nicht mehr richtig sicher und es brauchte Zeit, bis sich das wieder geändert hat. Diese Erfahrung wünsche ich niemandem. Deshalb kann und will ich mir Jesus weder als Dieb vorstellen, der mit niederen Beweggründen in fremde Häuser einbricht, noch als Schrecken verbreitenden Unheilspropheten.
Das Bild vom Dieb wie die Rede vom Weltende sollen wachrütteln. Dieses Ziel wurde bei mir erreicht. Die Lehre, die ich davon mitnehme, hat etwas mit den vermeintlichen Sicherheiten zu tun, in denen ich mich oft gerne wiege, die jedoch urplötzlich dahin sein können. Natürlich braucht jeder Mensch ein Gefühl der Sicherheit und kann mit Recht fordern, dass etwas für seine Sicherheit getan wird. Mit guten Gründen werden Sicherheitsvorkehrungen getroffen, etwa beim Reisen oder im Straßenverkehr – alles andere wäre unvernünftig und fahrlässig.
Dennoch: Absolute Sicherheit bleibt eine Illusion! Ob in unserem persönlichen Schicksal, ob in den großen Fragen der weltweiten Politik oder angesichts der schockierenden Skandale und Zerwürfnisse in unserer Kirche: Bisher selbstverständliche und tragende Gewissheiten sind mit einem Mal dahin, was einem eben noch Sicherheit gegeben hat, bricht schlagartig weg.
"Himmel und Erde werden vergehen" sagt Jesus. Es ist wahr: Alles (!) wird einmal enden und vorüber sein. Diese Tatsache tritt uns jetzt schon immer wieder deutlich ins Bewusstsein. Doch Jesus fügt etwas Entscheidendes hinzu: "Meine Worte werden nicht vergehen."
Der Advent ruft genau das in Erinnerung: Wo klammere ich mich an vermeintliche Sicherheiten, die doch vergänglich sind und am Ende nicht halten, was sie versprechen? Gerade in Zeiten massiver Verunsicherung lenkt der Advent unseren Blick auf das, was wirklich zählt: Gott ist treu und er steht zu seinem Wort! Jesu Rede vom nahen Ende will uns gerade nicht in Schockstarre vor einem angeblich drohenden Untergang versetzen. Vielmehr geht es um die Gewissheit, dass Gott am Ende das letzte Wort hat, dass ER einmal alles voll-enden wird.
Es lohnt sich, die eigene Sicherheitszone zu verlassen und das eigene Leben neu auf dieses letzte Ziel hin auszurichten: Wer falsche Sicherheiten aufgibt, kann freier durchs Leben gehen, wird sensibler für die Mitmenschen und ihre Nöte. So können wir mit offenem und bereitem Herzen IHM entgegengehen, der oft ganz plötzlich in unsere Realität "einbricht" – nicht hinterhältig wie ein gemeiner Dieb, sondern wie einer, der Wunden heilt und ergänzt, was noch fehlt.
Es ist Endzeit: Der Herr will zu uns kommen und er wird alles zu einem guten Ende bringen. Er ist uns schon ganz nahe: JETZT, in diesem Augenblick!
Aus dem Evangelium nach Matthäus (Mt 24,29-44)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Sofort nach den Tagen der großen Drangsal wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde wehklagen und man wird den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum andern.
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das alles seht, dass das Ende der Welt nahe ist.
Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein.
Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.