Görlitzer Bischofskirche wird bis 2021 umfangreich saniert
Für das kleine Bistum Görlitz ist es ein echtes Mammutprojekt: In den kommenden zwei Jahren soll das Innere der Kathedrale St. Jakobus umfangreich saniert werden. Kosten in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro haben die Verantwortlichen dafür veranschlagt – eine stolze Summe für die Diözese mit ihren nur knapp 30.000 Katholiken, die mit 3,5 Millionen Euro dennoch den größten Teil der Ausgaben selbst stemmen möchte. Der Rest soll, so die Hoffnung, durch die Görlitzer Pfarrgemeinde Heiliger Wenzel, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Bonifatiuswerk, das Katholiken in der Diaspora unterstützt, beigesteuert werden.
Es ist innerhalb weniger Jahre bereits das zweite Mal, dass Bauarbeiter der Kathedrale in der Stadt an der Neiße zu Leibe rücken. Zuletzt war das Gotteshaus von 2012 bis 2016 außen umfangreich saniert worden. Damals waren für rund 4,5 Millionen Euro der Turmschaft, die Klinkerfassade, das Dach und die Fenster restauriert und erneuert worden. Außerdem wurden im Zuge der Arbeiten noch bestehende Schäden aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs behoben. Denn die Kirche war noch am 7. Mai 1945, einen Tag vor dem Ende des Kriegs in Deutschland, durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt und anschließend nur notdürftig renoviert worden.
Kathedrale wird am 10. Februar für knapp zwei Jahre geschlossen
Für die nun geplante Innensanierung muss die Kathedrale ab 10. Februar 2020 für knapp zwei Jahre komplett geschlossen werden. "Das ist ein Schmerz, weil ich die Kathedrale liebe und hier gerne mit der Gemeinde Gottesdienst feiere", betonte Generalvikar Alfred Hoffmann am Donnerstag vor Journalisten. Eine Alternative zur Schließung gebe es aber nicht. Der Umfang und die Komplexität der Sanierungsmaßnahmen lasse eine Nutzung der Kirche für Gottesdienste oder andere Veranstaltungen bis Ende 2021 nicht zu, so das Bistum.
Linktipp: Kirchenbau: Das kann der Westen vom Osten lernen
Wie können kleine Bistümer mit wenig Geld ihre Kirchengebäude gut erhalten? Was macht ein Bistum, das für Bauprojekte in der Diaspora keine geeigneten Handwerker findet? Der Leiter des Bauamts im Bistum Görlitz, Thomas Backhaus, gibt im Interview Antworten – und äußert sich auch zum berüchtigten Bischofshaus in Limburg. (Interview von September 2019)Die Liste der geplanten Bauarbeiten ist tatsächlich lang und betrifft unter anderem das Mauerwerk. "Wir werden bis zu drei Schichten Ziegel austauschen", kündigte Architektin Doris Kohla an. Dies sei notwendig, weil das Baumaterial durch Jahrzehnte lange Umwelteinflüsse stark versalzen sei. Konkret haben neben Kriegsschäden etwa die schwefelsaure Luft zu DDR-Zeiten sowie der Lokomotivenrauch des nahe gelegenen Görlitzer Bahnhofes über Jahrzehnte auch im Inneren der Kirche ihre Spuren hinterlassen.
Außerdem soll der Innenraum der Kathedrale auch farblich erneuert werden. Dabei setzt das Bistum auf eine Mischung von Alt und Neu. Neben der Wiederherstellung von Malereien aus der Entstehungszeit der Kirche um 1900 sollen andere Wand- und Gewölbeflächen durch den Berliner Künstler Helge Warme neu gestaltet werden – angepasst an die historische Bemalung. Hinzu kommen laut Bistum die Instandsetzung und Ergänzung des Hochaltars, der Bau eines neuen Beichtraums und die Sanierung der historischen Beichtstühle, die Reparatur und Instandsetzung des zweiflügeligen Hauptportals und die Aufarbeitung der liturgischen Sitzmöbel.
Auch die elektrischen Einrichtungen in der Kirche werden den Angaben zufolge verbessert. Geplant seien etwa eine neue Lautsprecheranlage sowie eine neue Beleuchtung für Kirchenschiff und Altarraum. "Wir wollen einen schönen Blick nach vorne ermöglichen. Denn das Zentrum ist ja immer die Gottesverehrung", so Generalvikar Hoffmann.
St. Jakobus wurde in den Jahren 1898 bis 1900 nach Plänen des Architekten Joseph Ebers errichtet und am 6. Oktober 1900 geweiht. Ursprünglich war das neugotische Gotteshaus als Filialkirche gedacht, wurde dann aber 1918 durch den Breslauer Kardinal Adolf Bertram – Görlitz gehörte damals zum Erzbistum Breslau – zur Pfarrkirche der neuen Gemeinde St. Jakobus erhoben. Damit erhielten die Katholiken im Süden der Neißestadt ein eigenes religiöses Zentrum.
Seit 1994 Kathedrale des Bistums Görlitz
Bereits wenige Jahre später kam es durch das Ende des Zweiten Weltkriegs auch für die Katholiken in Görlitz zu einem tiefen Einschnitt. Weil Oder und Neiße ab 1945 die neue deutsche Ostgrenze bildeten, wurde das westlich der beiden Flüsse gelegene Diözesangebiet mit Görlitz als Zentrum vom restlichen – nun in Polen gelegenen – Erzbistum Breslau abgetrennt. Da eine Wiedervereinigung des Erzbistums unmöglich erschien, begann eine Gruppe um den ehemaligen Breslauer Kapitularvikar Ferdinand Piontek bereits kurz nach Kriegsende damit, eigene kirchliche Strukturen in Görlitz aufzubauen. Dies hatte auch Auswirkungen auf St. Jakobus, denn die Kirche wurde – zunächst nur vorläufig – zur Kathedrale der von Breslau getrennten Region erhoben. Seit der Gründung des Bistums Görlitz 1994 ist die Kirche ganz offiziell die Kathedrale des Bistums.
Ziel des Bistums ist es, die nun geplante Innensanierung bis zum Herbst 2021 – zum 950-Jahr-Jubiläum der Stadt Görlitz – abzuschließen. "Wir wollen gerade auch in der Zeit, in der wir 950 Jahre Görlitz feiern, aufzeigen, dass wir als Kirche da sind und Heimat geben können", sagte Pfarrer Norbert Joklitschke. Die Menschen, die in die Kirche kämen, sollten sich gut und zu Hause fühlen und ein geistliche Fundament für ihr Leben finden. "Die Menschen sollen ihr Leben feiern können – das wollen wir gerne."