Kohlgraf: Priester als Einzelkämpfer nicht zeitgemäß – und war es nie
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sieht die Leitung der künftigen Großpfarreien des Bistums als Gemeinschaftsaufgabe von Priestern und Laienkatholiken an. "Das Bild des Priesters als Einzelkämpfer ist meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß und es war eigentlich nie zeitgemäß", sagte Kohlgraf laut Mitteilung des Bistums Mainz vom Mittwoch. "Wir brauchen ein Verständnis von Leitung, das gemeinsame Leitung einschließt, wo Leitungsverantwortung abgegeben werden kann - gegebenenfalls auch an Nichtgeweihte, auch an Nichthauptamtliche", so Kohlgraf. Er äußerte sich bei seiner Visitation des Dekanates Bergstraße-Mitte in Heppenheim.
Über verschiedene Modelle nachdenken
Für die Leitung des "Verwaltungskonstrukts Pfarrei" werde zwar ein Pfarrer zuständig sein, so Kohlgraf. "Welche Leitungsverantwortung aber in Gemeinden wahrgenommen wird, das kann sehr unterschiedlich sein", sagte er. Vor Ort gelte es, über verschiedene Modelle nachzudenken. Die "Zusammenarbeit im Team" werde in Zukunft auch auf dem "Pastoralen Weg" sehr wichtig sein, etwa beim Erarbeiten katechetischer Konzepte. Der "Pastorale Weg" gilt als Prozess der theologischen und strukturellen Erneuerung der Kirche im Bistum.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Kohlgraf dazu aufgerufen, für die Ausbildung und Begleitung von Seelsorgern zukunftsweisende Lösungen zu suchen. "Das Bild vom leitenden, alles auf sich beziehenden Einzelkämpfer an der Spitze einer Pfarrei oder einer pastoralen Einheit funktioniert schon lange nicht mehr", so der Bischof damals. An die Stelle von geistlicher Macht und Autorität Einzelner solle ein "Motiv des Teilens" von Verantwortung im pastoralen Miteinander treten.
Kohlgraf sieht zudem eine Veränderung des ehrenamtlichen Engagements. Offensichtlich seien die Menschen immer weniger bereit, sich langfristig zu binden. Darauf müsse die Kirche reagieren. "Ein Engagement in einer Projektarbeit, also zeitlich begrenzt, ist da für viele scheinbar interessanter."
Im Bistum Mainz ist die bevorstehende grundlegende Pfarreienreform seit März mit Konferenzen von Haupt- und Ehrenamtlichen breit diskutiert worden. Die Strukturreform soll bis 2021 geplant und bis 2030 umgesetzt werden. Kohlgraf hatte bei der Ankündigung der Pfarreienreform im September 2018 gesagt, er gehe davon aus, dass es im Bistum künftig nur noch rund 60 Pfarreien statt der derzeit 134 Einheiten aus Pfarrgruppen und Pfarreienverbünden geben werde. (tmg/KNA)