22-Jähriger lebt seit zwei Jahren in österreichischem Kloster

Nach Klostersturm: Geflüchteter wird vorerst nicht abgeschoben

Veröffentlicht am 10.12.2019 um 10:34 Uhr – Lesedauer: 

Langenlois ‐ Samstagnacht hatte die Polizei ein Kloster in Österreich gestürmt, um einen dort lebenden Flüchtling vor seiner Abschiebung festzunehmen. Die Schwestern protestierten – mit Erfolg. Denn höchste Stellen schalteten sich ein.

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Ein am Samstagabend in einem österreichischen Kloster festgenommener Geflüchteter wird vorerst nicht abgeschoben. Die Abschiebung sei vorerst aufgehoben und der 22-Jährige auf freien Fuß gesetzt worden, berichtete der "Kurier" am Dienstag. Zuvor hatten die Schwestern des Franziskanerinnenklosters Protest gegen die Abschiebung des Afghanen eingelegt.

Ziaulrahman Z. lebt seit vier Jahren in Österreich, seit 2017 im Klausurbereich des Franziskanerinnenklosters Langenlois. Dort drang die Polizei Samstagnacht ein, um den Mann wegen eines negativen Asylbescheids in das Anhaltezentrum Roßauer Lände in Wien zu bringen und dort festzuhalten.

Die drei im Kloster lebenden Schwestern bezeichneten den Eingriff der Polizei als empfindliche Störung ihres "persönlichen und religiösen Lebens". Die Abführung des 22-Jährigen beschrieben Beobachter als dramatisch: Er habe gefordert, ihn zu erschießen, da er in Afghanistan keinen Tag überleben könnte.

Ein Brief an den Bundespräsidenten

Gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe der Stadt sowie Lokalpolitikern schrieben die Schwestern einen Brief an Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Innenminister Wolfgang Peschhorn und an die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Aus dem Haus des Bundespräsidenten habe es geheißen, Van der Bellen befürworte die Initiative und wolle sich gemeinsam mit dem Innenminister in der Sache einsetzen.

Am Montagabend habe die Flüchtlingshilfe dann ein Anruf aus der Präsidentschaftskanzlei erreicht, laut dem die Abschiebung ausgesetzt werde. Am späten Montagabend wurde Z. dann auf freien Fuß gesetzt. Er wurde von einer Delegation aus Langenlois am Anhaltezentrum abgeholt.

Von dem 22-Jährigen wird berichtet, dass er außergewöhnlich motiviert den Deutschkurs besucht habe und der Ort ihn "sehr schnell ins Herz geschlossen" habe. Seit 2017 besucht er die Höhere Lehranstalt Sozialmanagement und Fachschule für Sozialberufe der Franziskanerinnen, die er im Juni 2020 abschließen will. (cph)