Protestwelle nach Entscheidung des Gemeinderates

Pfarrei setzt nächtliches Kirchengeläut ab – und sorgt für Shitstorm

Veröffentlicht am 19.12.2019 um 13:34 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Die Kirchenleitung einer Gemeinde in Essen setze das stündliche Geläut der Kirchenglocken zwischen 23 und 6 Uhr aus. Damit löste sie unter den Gläubigen einen Shitstorm aus. Das hat auch Konsequenzen für den örtlichen Pfarrer.

  • Teilen:

Die Kirchenleitung der katholischen Gemeinde Herz-Jesu in Essen-Burgaltendorf seht sich einem Shitstorm ausgesetzt. "Dass die Entscheidung des Gemeinderates, das Geläut der Pfarrkirche zwischen 23 und 6 Uhr auszusetzen, so eine Aufregung verursacht, haben wir nicht kommen sehen", sagte der zuständige Pastor Hans-Ulrich Neikes der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Essen. Am Mittwoch hatten verschiedene Medien über eine Protestwelle im Ort berichtet. Demnach forderten mehrere Einwohner der Gemeinde die Wiedereinführung des nächtlichen Stundengeläuts, das für sie traditionell zum Stadtteil gehöre. Unter anderem gebe es dafür bereits Unterschriftenlisten.

"Entgegen der Berichte lag keine Beschwerde über das Kirchengeläut vor", betonte Neikes. Die Kirchengemeinde habe lediglich einen Brief von zwei kranken Menschen erhalten, die in einem Neubau neben der Kirche wohnten und nachfragten, ob das Kirchengeläut nachts abgestellt werden könne. "Wir haben im Gemeinderat lange diskutiert und uns dann entschieden: Erbarmen vor Tradition", erklärte der Pastor. Schockiert sei der Geistliche über die Art, in der sich die Proteste nun teilweise ausdrückten. "Burgaltendorf hat noch einen für das Ruhrgebiet sehr ungewöhnlichen dörflichen Charakter. Seit dem Beginn des Protests ist es daher für mich kaum mehr möglich, aus dem Haus zu gehen ohne dann Diskussionen führen zu müssen."

Wie der Gemeinderat mit den Unterschriftenlisten verfahren wird, ist laut Neikes noch unklar. Sicher sei allerdings, dass es vor Weihnachten keine Entscheidung mehr gebe. "Wir hoffen, dass sich die Gemüter etwas beruhigen. Ich werde aber in den Weihnachtsmessen auch Stellung dazu beziehen", so der Geistliche. (KNA)