Prunksucht, Missbrauch, Diebstahl
"Sex, Kriminalität und Sünde unter dem Talar", kommentierte jüngst das Politmagazin NIN die vielen Affären rund um die Geistlichen. Mit am schlimmsten soll es der inzwischen zwangspensionierte Bischof Vasilije Kacavenda getrieben haben.
Im letzten Monat musste sich die engste Kirchenführung (Heiliger Synod) öffentlich zugängliche Videofilme über sexuellen Missbrauch von Kindern durch ihren Glaubensbruder anschauen - und schickte ihn endlich aufs Altenteil.
"Kleine Versailles"
Mehr als ein Jahrzehnt hatte sich die Kirche taub gegen alle Beschuldigungen von missbrauchten Jungen gestellt. Ob Vasilije mit einem landesweit bekannten Stripper posierte oder von Zeugen der Organisation von rauschenden Sexorgien beschuldigt wurde - nichts geschah.
Sein "Bischofsschloss" im bosnischen Bijeljina hatte Vasilije während der schlimmsten Kriegsnot in den 90er Jahren so luxuriös ausgestattet, dass die verarmte Bevölkerung nur noch vom "kleinen Versailles" sprach.
Bisher wurde der offensichtlich breit verbreitete sexuelle Missbrauch von Kindern - oft jünger als zehn Jahre - von der Serbisch-Orthodoxen Kirche unter den Teppich gekehrt. Gegen den Bischof der Diözese Vranje, Pahomije, ist gerade wieder ein Verfahren eröffnet worden, nachdem ein kirchlicher Mitarbeiter von seinem Missbrauch durch den Geistlichen seit Schulzeiten berichtet hatte. Mehrere frühere Gerichtsverfahren waren verschleppt und mit windigen Begründungen eingestellt worden.
„Unser lieber Gott tut mir leid, dass er von solchen Leuten vertreten wird“
Verschleppt wurde vor sechs Jahren auch der spektakuläre Fall des Abtes vom Kloster Hopovo vor den Toren Belgrads. Vater Ilarion soll zehn Jungen im Alter zwischen sieben und elf Jahren missbraucht haben.
Das Gericht verurteilte ihn nach langem Hin und Her zu zehn Monaten Haft, die er jedoch nie absaß. Er flüchtete, die Polizei konnte ihn angeblich nicht finden und heute lebt er als Rentner unbehelligt ganz in der Nähe der Hauptstadt.
Die Zeitung "Blic" veröffentlichte vor einigen Tagen das Geheimdienstdossier des Bischofs Filaret. Der öffentliche Freund von Kriegsverbrechern unterstütze mit Kirchengeld die extremsten Nationalisten im Land, hieß es dort.
Kampf ums das "historische Herz Serbiens"
Der Kosovo-Bischof Artemije wurde zwangspensioniert, weil er Millionen und Abermillionen veruntreut und ein Leben in Saus und Braus geführt haben soll. Weil es ihm so besser gefiel, ließ er das sandsteinfarbene Patriarchatskloster in Pec rot anstreichen - obwohl es auf der Unesco-Weltkulturerbeliste steht und somit geschützt ist.
Zuletzt wurde der kirchliche Kassenwart verhaftet, weil er Millionenbeträge veruntreut hatte. Er habe das Geld in Bäckereien gesteckt, um ein zweites finanzielles Standbein zu haben, berichteten heimische Medien.
Als ob die Kirche damit nicht schon genug Probleme hätte, legte sie sich jetzt auch noch mit der politischen Führung an. Weil die eine Politik des Ausgleichs mit dem Kosovo verfolgt, das als "historisches Herz" Serbiens gilt, wird sie in der Öffentlichkeit regelrecht verteufelt.
Und deswegen hatte Bischof Atanasije Regierungschef Dacic zuletzt auch gedroht, er werde enden wie der von der Mafia ermordete erste demokratische serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic.
Von Thomas Brey (dpa)