Bode: Missbrauchsentschädigung darf nicht aus Kirchensteuer kommen
Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode hat sich gegen Zahlungen an Missbrauchsopfer aus Kirchensteuermitteln ausgesprochen. Es gebe aus der Vergangenheit Besitze, Einkünfte und Zinsen, aus denen man das Geld nehmen könne, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Interview mit NDR Info, das am Sonntag im Magazin "Blickpunkt: Diesseits" gesendet wird. "Ich glaube, dass man das aus unmittelbaren Kirchensteuern nicht tun darf." Näheres müssten Juristen klären.
Zur möglichen Höhe und Art solcher Zahlungen an Betroffene sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche äußerte sich Bode nicht. "Wir müssen zuerst deutlich das System klar haben. Wird es bei einem stärkeren Ansatz der Anerkennung des Leides bleiben oder gehe ich den Weg einer Entschädigung?", so der Bischof. Es müsse ein Korridor benannt werden, in denen sich solche Zahlungen bewegen könnten. Es gelte zu klären, was man wolle und wie es finanziert werde.
Derzeit diskutieren die Bischöfe in Deutschland über ein neues Verfahren für Entschädigungszahlungen an Betroffene von sexuellem Missbrauch durch Geistliche. Unklar ist die Finanzierung. Zuletzt hatten sich mehrere Diözesen gegen einen Rückgriff auf Kirchensteuermittel gewandt. Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, hatte hingegen erklärt, zur Finanzierung könnten auch Kirchensteuermitteln verwendet werden. Die Kirchenmitglieder seien als Solidargemeinschaft in der Pflicht. Weitere Schritte für eine bundesweite Regelung sollen Ende Januar vorgelegt werden.
Ende Januar findet auch die erste Plenarversammlung des "synodalen Wegs" statt. Bode erhofft sich von dem Reformprozess konkrete Schritte hin zu einer Weihe von Frauen zu Diakoninnen und Impulse zu Fragen um den Pflichtzölibat und die Segnung homosexueller Paare, wie er dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Es sei ihm ein wichtiges Anliegen, die Position der Frauen in allen Bereichen des kirchlichen Lebens zu stärken. Der Osnabrücke Bischof möchte sie weit mehr als bisher in gemeindliche und übergemeindliche Leitungsfunktionen eingebunden sehen. Sie sollten verantwortlich am Verkündigungsdienst der Kirche beteiligt werden. "Wenn wir dieses Gesamtpaket erreichen könnten, dann wird sich die Kultur von Männern und Frauen verändern und dann werden wir auch über theologische Fragen anders diskutieren", betonte Bode, der das Frauenforum zur Vorbereitung auf den "synodalen Weg" leitete.
In den moraltheologischen Fragen solle das Grundprinzip der Liebe der Maßstab sein für alle menschlichen Beziehungen bis hinein in Partnerschaft und Sexualität. "Wir sollten diesen Bereich positiver, menschennäher und lebensnäher angehen", so Bode. Dann müsse auch eine Segnung und pastorale Begleitung von homosexuellen Paaren ein Thema sein.
Reformprozess nicht mit Maximalforderungen gefährden
Bode warnte jedoch davor, den Reformprozess mit Maximalforderungen zu gefährden. Es sei nicht sinnvoll darauf zu bestehen, dass am Ende die Priesterweihe für Frauen erreicht sein müsse, oder umgekehrt, dass sich gar nichts ändern dürfe. Neuerungen könnten nur schrittweise und bei weltkirchlichen Fragen im ständigen Kontakt mit Rom erreicht werden. Teilkirchen könnten der Weltkirche aber Anregungen geben, die zu Veränderungen führen könnten. Das habe die Amazonas-Synode mit ihrem Votum für die Priesterweihe verheirateter Männer gezeigt. Auch in Deutschland herrsche Priestermangel. Deshalb müsse überlegt werden, ob es hier verheiratete Männer geben könne, die den Dienst eines Priesters in einem Zivilberuf ausüben.
Für die Ökumene mit der protestantischen Kirche sei der Reformprozess eine neue Herausforderung, sagte Bode. "Wir müssen uns noch bewusster werden, dass uns mehr eint, als trennt." Auch die Frage der Einheit der Kirche stelle sich dann neu. "Das finde ich sehr spannend." (cbr/KNA/epd)