Nach Anschlägen auf Christen in Nigeria: Kirche "in großer Sorge"
Das katholische Hilfswerk missio Aachen und seine kirchlichen Partner vor Ort sind "in großer Sorge um die Menschen und Christen im Norden Nigerias". Die jüngsten Terroranschläge und die dazugehörige islamistische Propaganda dürften nicht weiter Nigeria spalten, sagte missio-Präsident Dirk Bingener am Samstag. Zugleich rief er dazu auf, den interreligiösen Dialog fortzusetzen. Nach der Ermordung von sieben Menschen an Weihnachten durch die Terrorgruppe Boko Haram zeigt ein neues Video der Miliz "Islamischer Staat Provinz Westafrika" (ISWAP) nach deren Angaben die Hinrichtung von elf Christen im Nordosten Nigerias. Der Film sei eine "Botschaft an die Christen in aller Welt", sagt ein maskierter Mann in dem Video. Damit wolle man den Tod von IS-Anführer al-Bagdadi rächen, der bei einem US-Militäreinsatz gestorben war.
Der nigerianische Erzbischof Ignatius Kaigama bezeichnete den Angriff und das Video im Gespräch mit missio als "gezielte Attacke durch islamistische Terroristen, um das Christentum zu schwächen". Zugleich sei es ein "barbarischer Akt gegen die Menschlichkeit, den alle Menschen guten Willens verurteilen sollten". Die islamistische Terrorgruppe versuche, mit der Veröffentlichung des Videos weltweit Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, um eine Reaktion der Christen zu provozieren, so Kaigama weiter. Die Terroristen wollten durch ihre Propaganda die Christen demütigen und frustrieren, um sie ihrerseits in eine Frontstellung und eine Art Krieg gegen Muslime zu treiben: "Wir werden alles uns Mögliche tun, damit diese Strategie der Eskalation und des Missbrauchs von Religion nicht aufgeht."
Außerdem warnte der Erzbischof davor, angesichts solcher Attacken alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen: "Das spielt den Terroristen nur in die Karten." missio-Präsident Bingener ergänzte: "Wir werden die Kirche in Nigeria weiter im interreligiösen Dialog, der die beste Konfliktprävention ist, unterstützen, damit die Strategie der islamistischen Terroristen unterlaufen werden kann." Darüber hinaus bat er die Medien, "differenziert über solche Vorfälle zu berichten und islamistischer Propaganda keine Plattform zu bieten, um so den bedrängten Christen in Nigeria zu helfen". Durch islamistischen Terror in Nigeria sind seit 2009 zwischen 20.000 und 30.000 Menschen gestorben. Unter den Opfern sind gleichermaßen Christen und Muslime. In den letzten Wochen haben Boko Haram und ISWAP ihre Angriffe verstärkt. (KNA)