Standpunkt

2020 – ein entscheidendes Jahr für die Umwelt

Veröffentlicht am 02.01.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Seit 50 Jahren ist Umweltschutz in Deutschland ein Thema. Seitdem ist viel geredet worden und einiges geschehen – aber bei Weitem nicht genug, kritisiert Michael Böhnke. 2020 sei nun ein entscheidendes Jahr für die Umwelt.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Das Thema Umweltschutz ist in aller Munde. Erleben wir den Aufbruch in die "Grünen Zwanziger Jahre"? Vor genau 50 Jahren war "Umweltschutz" in der Bundesrepublik Deutschland sowohl terminologisch, als auch institutionell noch nicht existent. Erst zum Jahreswechsel 1969/70 hat die sozialliberale Koalition unter Willy Brandt "Umweltpolitik" in ihr Reformpaket aufgenommen und im Innenministerium eine eigene Abteilung dafür eingerichtet. Maßgeblich dafür war der Einfluss der USA.

Der neu gewählte US-Präsident Richard Nixon hatte den Umweltschutz als eine primäre politische Herausforderung in den Aufgabenkatalog seiner Regierung aufgenommen. Und er drängte darauf, dass die Bewältigung der Umweltprobleme auch international in Angriff genommen werden müsste. Nicht zuletzt deshalb wurde die in den Staaten Europas aufkommende Umweltdiskussion 1970 in eine gemeinsame europäische Umweltdebatte überführt. Der Europarat rief das "Europäisches Naturschutzjahr" aus. Seitdem ist viel geredet worden und einiges geschehen. Aber bei Weitem nicht genug!

Ebenso wie 1970 wird auch 2020 ein entscheidendes Jahr für die Umwelt werden. Die Probleme sind seit 1970 nicht kleiner geworden. Im Gegenteil! Deutschland wird seine Klimaschutzziele verfehlen. Die Bundesregierung reagiert mehr, als dass sie agiert. Die Amerikaner habe ihre Rolle als Motor der Umweltpolitik aufgegeben. Für die Europäische Gemeinschaft hat Ursula von der Leyen einen "Green Deal" angekündigt. Im Januar will sie konkrete Pläne vorlegen.

Immerhin: In einer repräsentativen Infas-Umfrage vom Oktober 1970 gaben 59 Prozent der Befragten an, die Bezeichnung "Umweltschutz" noch gar nicht zu kennen. Das ist heute anders. Die Politik ist aufgefordert, dem breiten öffentlichen Bewusstsein durch eine mutige Gesetzgebung Rechnung zu tragen. Bei allen zu erwartenden Protesten einflussreicher Lobbyisten: Mit wohlfeilen Ankündigungen allein wird es keinen wirksamen Umweltschutz, wird es keine "Grünen Zwanziger Jahre" geben.  

Von Michael Böhnke

Der Autor

Michael Böhnke ist Professor für systematische Theologie an der Bergischen Universität Wuppertal. Außerdem ist er Ethik-Beauftragter des Deutschen Leichtathletikverbands.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.