Nur einer respektiert den Wunsch von Benedikt XVI.

Nach Gänswein-Intervention: So reagieren die Verlage

Veröffentlicht am 15.01.2020 um 14:07 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Benedikt XVI. bleibt Co-Autor von Kardinal Sarah – jedenfalls in manchen Sprachen. Nach der Buch-Kontroverse gehen die verschiedenen Verlage sehr unterschiedlich vor – einer ignoriert die Bitte Georg Gänsweins sogar völlig.

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Der französische Verlag Fayard zieht Konsequenzen aus der Debatte über die jüngste Veröffentlichung von Benedikt XVI. und Kurienkardinal Robert Sarah. Die erste Auflage werde noch wie geplant verkauft. Erst bei der kommenden werde der Titel geändert, bestätigte eine Sprecherin des Verlags am Mittwoch in Paris auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) entsprechende Medienberichte.

"Bei der nächsten Auflage wird darauf hingewiesen, dass Einleitung und Schlussteil von Kardinal Sarah geschrieben, von Benedikt XVI. gelesen und freigegeben wurden", so die Sprecherin. Das Cover werde ebenfalls geändert, "aber der Name von Benedikt XVI. wird darauf erscheinen". Die Titeländerung solle erfolgen, sobald die erste Auflage vergriffen sei.

"Ignatius Press" beharrt auf Co-Autorschaft

Bereits am Dienstag hatte der amerikanische Verlag "Ignatius Press" angekündigt, an der Autorenangabe "Benedikt XVI." festzuhalten, da man den Band weiterhin als Werk zweier Co-Autoren sehe. "Wir haben den Text so veröffentlicht, wie wir ihn von dem französischen Verlag Fayard erhalten haben", heißt es in einer Stellungnahme des Geschäftsführers von Ignatius Press, Mark Brumley. Auch wolle man an der Zuschreibung von Vor- und Nachwort festhalten, bei denen Benedikt wie Sarah als Autoren genannt sind. Man berufe sich dabei auf den Briefwechsel, den Kardinal Sarah veröffentlicht hatte. Aus diesen geht jedoch keine gemeinsame Arbeit an Vor- und Nachwort hervor.

"Laut der Korrespondenz von Benedikt XVI. und der Stellungnahme Kardinal Sarahs haben die beiden Männer mehrere Monate lang zusammen an diesem Buch gearbeitet." Daher betrachte man das Buch weiterhin als gemeinsames Werk. Auf die Stellungnahme Gänsweins und den durch ihn geäußerten Wunsch Benedikts, es anders zu handhaben, ging Brumley nicht ein.

Erzbischof Georg Gänswein
Bild: ©Harald Oppitz/KNA

Erzbischof Georg Gänswein.

Auf Deutsch soll das Buch am 21. Februar im fe-Medienverlag in Kisslegg erscheinen. Hier lautet der Titel "Aus der Tiefe des Herzens. Priestertum, Zölibat und die Krise der katholischen Kirche". Als Autor ist einzig der auch auf dem Titelbild zu sehende Kardinal Sarah angegeben. Neben dessen Foto findet sich der Zusatz "Mit einem Beitrag von Benedikt XVI."

In dem Werk mit dem ursprünglichen Titel "Des profondeurs de nos coeurs" ("Aus den Tiefen unserer Herzen") verteidigen Benedikt XVI. und Kardinal Sarah die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern. Die am heutigen Mittwoch auf französisch erscheinende Publikation war als Affront gegen Franziskus verstanden worden. Dieser erwägt, eine Priesterweihe verheirateter Diakone in seelsorglichen Notlagen zuzulassen.

Widersprüchliche Darstellungen von Gänswein und Sarah

Der Privatsekretär des emeritierten Kirchenoberhaupts, Erzbischof Georg Gänswein, dementierte am Dienstag gegenüber der KNA eine Mitautorenschaft von Benedikt XVI. Den Text über das Priestertum habe der 92-Jährige im Sommer 2019 geschrieben. Als Kardinal Sarah, der ein Buch über das Priesteramt plante, ihn um seinen Text bat, habe Benedikt XVI. ihm diesen zur freien Verfügung gegeben. Der Emeritus habe gewusst, dass der Text in einem Buch erscheinen soll. Über dessen tatsächliche Form und Aufmachung sei er aber nicht informiert gewesen.

Erst am Montag hätten er und Benedikt XVI. das fertige Buch gesehen, so Gänswein. Daraufhin habe er Sarah angerufen und ihn in Benedikts Auftrag gebeten, die Aufmachung des Buches entsprechend ändern zu lassen: Benedikt XVI. sei kein Co-Autor, habe nur einen Beitrag geliefert. Einführung und Schlussfolgerungen habe er nur gelesen, nicht mitverfasst.

Kardinal Sarah stellt in einer auf Twitter veröffentlichten Stellungnahme die Abläufe anders dar. Ihm zufolge habe Benedikt XVI. von ihm am 19. November 2019 ein vollständiges Manuskript erhalten. Dabei sei der emeritierte Papst auch über den geplanten Titel informiert worden. Benedikt habe am 25. November seine Zufriedenheit mit dem Manuskript ausgedrückt, am 3. Dezember habe Sarah ihn über den Veröffentlichungstermin informiert. Zu dieser Schilderung des Sachverhalts gibt es bis jetzt keine Stellungnahme seitens Benedikts oder Gänsweins. (fxn/KNA)