"Das Gewissen erlaubt es mir nicht"

Keine Kommunion: Eklat zwischen Priester und Präsidentschaftskandidat

Veröffentlicht am 17.01.2020 um 13:17 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Der Karmeliterpater habe ihm in der Messe mit dem Finger gedroht und gesagt, er könne ihm die Kommunion nicht erteilen: Der unabhängige polnische Präsidentschaftskandidat fragt sich allerdings, warum genau.

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Zwischen einem Warschauer Priester und dem unabhängigen polnischen Präsidentschaftskandidaten Szymon Holownia ist es bei der Kommunion zu einem Eklat gekommen. Der katholische Pfarrer habe ihn bei einer Abendmesse von der Kommunion ausschließen wollen und betont: "Das Gewissen erlaubt es mir nicht", beschwerte sich Holownia am Mittwochabend auf Facebook. Die Pfarrei bedauerte den Vorfall in einer am Donnerstag vom Erzbistum Warschau verbreiteten Erklärung.

"Das sollte nicht geschehen..."

"Das sollte nicht geschehen", teilte der Vorsteher der Pfarrei, Pater Piotr Ziewiec, mit. Man habe den Verantwortlichen für die "Verwirrung" ermahnt und ihn über die Grundsätze der Erteilung der Kommunion in der katholischen Kirche unterrichtet. Gemeint war damit offensichtlich der Geistliche. In der Mitteilung wird aber weder der Name noch die Funktion des Ermahnten genannt.

Der 43 Jahre alte Kandidat für die Präsidentenwahl im Mai erklärte, der Ordensmann habe ihm am Ende nur deshalb die Kommunion kopfschüttelnd gewährt, weil er darauf bestanden habe. Der Karmeliterpater habe ihm mit dem Finger gedroht und gesagt, er könne ihm die Kommunion nicht erteilen und dies ohne nähere Angaben mit dessen Standpunkten begründet. Er habe den Geistlichen gefragt, welche Positionen er meine, und betont, dass er nicht sein Beichtvater sei und ihn nicht kenne.

Der liberalkatholische Journalist Holowina war Programmchef des im Januar 2015 eingestellten privaten Fernsehsenders "Religia.tv" ("Religion-TV"). Er befürwortet die künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation), die von der katholischen Kirche verurteilt wird. 2015 hatten Polens Bischöfe Abgeordnete aufgerufen, der Kommunion fernzubleiben, solange sie sich nicht öffentlich von einem verabschiedeten In-Vitro-Gesetz distanzieren.

In der Vergangenheit hatte es in den USA immer wieder den Fall gegeben, dass die Eucharistie verweigert wurde. Meist ging es dabei um katholische Politiker, denen Priester wegen einer positiven Haltung zu Schwangerschaftsabbruch oder Sterbehilfe die Kommunion verwehrten. Zuletzt hatte es auch den demokratischen US-Politiker und ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden getroffen. (tmg/KNA)