Messbuch, Lektionar, Benediktionale...

Welche Bücher werden im Gottesdienst verwendet?

Veröffentlicht am 18.01.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wer schon einmal in einer Sakristei war, ist vielleicht überrascht darüber, wie viele Bücher dort stehen. Aber welche werden im Gottesdienst verwendet? Was steht darin? Und wofür braucht man überhaupt unterschiedliche Bücher? Katholisch.de klärt auf.

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Messbuch

Im Messbuch stehen alle Texte, die der Priester bei der Feier der Eucharistie an den unterschiedlichen Tagen des Jahres benötigt. Dies sind zuerst die sogenannten "Präsidialgebete": Tagesgebet, Gabengebet und Schlussgebet. Hier gibt es eine große Auswahl, entsprechend dem jeweiligen Sonntag bzw. der jeweiligen Festzeit. Auch für Heiligengedenktage oder besondere Anlässe (beispielsweise für Messen für Verstorbene) gibt es besondere Präsidialgebete. Neben diesen Gebeten enthält das Messbuch auch die nicht veränderlichen Texte der Messfeier, besonders die vier Hochgebete. Bei den Präfationen gibt es ebenfalls eine große Auswahlmöglichkeit, richtet sich ihr Text doch meistens nach dem jeweiligen Festgeheimnis. Gleiches gilt für den feierlichen Schlusssegen, den der Priester manchmal am Ende der Eucharistiefeier erteilt. Zusammengefasst kann man sagen: Während es für die Festzeiten des Kirchenjahres (und dazu gehört auch der Sonntag) eigene, unveränderliche Texte gibt, hat man für die normalen "grünen" Wochentage eine große Möglichkeit, Gebete oder Präfationen auszuwählen.

Das Messbuch gibt es im deutschen Sprachraum in drei Varianten: Das dicke blaue Messbuch enthält die Texte für das ganze Jahr – ausgenommen der Karwoche; im etwas schmaleren roten Messbuch finden sich die Gottesdienste für die Heilige Woche und die Osteroktav. Mancherorts kommt auch ein kleines, grünes Messbuch zum Einsatz: Das ist die "Kleinausgabe" des Messbuch, die alle Texte des Jahres inklusive der Karwoche enthält.

Eine Frau hält im Gottesdienst ein Lektionar hoch
Bild: ©KNA/Harald Oppitz

Im Lektionar stehen die Lesungen, die in der Messe verwendet werden.

Messlektionar

Im Messbuch findet man zwar alle Texte, die für die Feier der Gottesdienste benötigt werden, doch nach den Bibeltexten kann man im Messbuch vergeblich suchen. Für die Bibelstellen, die in der Eucharistiefeier gelesen werden, gibt es ein anderes Buch: das sogenannte "Messlektionar". Dies ist eigentlich nicht nur ein Buch, sondern eine ganze Reihe von Büchern. In ihnen finden sich jeweils Lesung(en), Antwortpsalm und Evangelium für alle Tage des Kirchenjahres. Wie auch im Messbuch gibt es für die geprägten Zeiten des Jahres – also für die Sonn- und Festtage – gesonderte Texte. Da die im Gottesdienst verwendeten Bibelstellen einer besonderen Lesordnung unterliegen, die jährlich wechselt, gibt es im Hinblick auf die biblischen Texte noch einmal eine größere Auswahl, als zum Beispiel im Messbuch. Die Gebete werden jährlich wiederverwendet, während die Bibeltexte nur alle zwei beziehungsweise drei Jahre wiedergelesen werden.

Die Bibelstellen am Sonntag richten sich nach dem jeweiligen Lesejahr A, B oder C. Für jedes Lesejahr gibt es ein eigenes Lektionar, das die Texte für die Sonn- und Festtage im Jahreskreis enthält. Die Texte an den Wochentagen orientieren sich an zwei Lesereihen, die jährlich abwechseln. Für die Wochentage gibt es drei Lektionare: Zwei Bände enthalten jeweils die ersten beziehungsweise die letzten 17 Wochen im Jahreskreis, in einem dritten Band finden sich die Texte für die "geprägten Zeiten", also Advent/Weihnachten und Fastenzeit/Ostern. Schließlich gibt es noch zwei gesonderte Lektionare, in denen sich Texte für besondere Anlässe (beispielsweise für die Feier der Sakramente, für das Requiem) finden.

Seit dem ersten Advent 2018 werden überall in den Kirchen neue Messlektionare verwendet. In ihnen befindet sich nun der Text der revidierten Einheitsübersetzung, der in den letzten Jahren überarbeitet worden ist.

Das neue Messlektionar liegt offen auf dem Altar
Bild: ©DBK/Kopp

Seit dem ersten Advent 2018 werden überall in den Kirchen neue Messlektionare verwendet. Der Grund dafür: die revidierte Einheitsübersetzung.

Benediktionale

Manchmal werden im Gottesdienst besondere Dinge gesegnet: der Adventskranz, die Speisen in der Osternacht, die Kräuterbuschen an Mariä Himmelfahrt. Diese Segenstexte finden sich in einem besonderen Buch, das "Benediktionale" heißt. In diesem Namen steckt das lateinische Wort "benedicere", was nichts anderes als "segnen" bedeutet. Das "Benediktionale" ist also das "Segensbuch". In ihm finden sich sowohl die Segnungen, die im Laufe des Kirchenjahres vollzogen werden, aber auch solche, die mit besonderen Augenblicken im Leben der Menschen verbunden sind: Das Benediktionale enthält beispielsweise Segensfeiern für die Mutter nach der Geburt ihres Kindes oder für ein Paar, das seine Verlobung gefeiert hat. Auch Texte sind darin enthalten, die vielleicht nur ein einziges Mal in einer Gemeinde verwendet werden: bei der Segnung einer neuen Orgel oder neuer Glocken zum Beispiel.

Die Feier der Sakramente

Die liturgischen Texte, die bei der Feier der Sakramente Verwendung finden, stehen nicht im Messbuch. Hierzu braucht man andere Bücher, die "Rituale" genannt werden. Für jedes Sakrament gibt es ein eigenes Buch: Wenn in einer Gemeinde ein Kind getauft wird, benötigt der Taufspender das Buch mit den Texten zur "Feier der Kindertaufe". Es enthält den Ablauf der Tauffeier mit den dazugehörigen Texten sowie einige Sonderformen der Tauffeier (etwa für die Nottaufe oder für die Feier der Aufnahme eines Kindes, dem die Nottaufe gespendet wurde). Außerdem findet man im Buch zur Tauffeier eine Auswahl von biblischen Texten, die als Lesung oder Evangelium bei der Taufspendung zum Einsatz kommen können.

Das Gleiche gilt für die Spendung der anderen Sakramente auch: Es gibt ein Buch zur Feier der Firmung, zur Spendung des Ehesakraments und zur Spendung der Krankensalbung. Auch für die Feier des Begräbnisses – welches ja kein Sakrament ist – gibt es ein solches Rituale. Wie bei der Taufspendung sind auch hier verschiedene Modellvorschläge abgedruckt, zum Beispiel für die Aussegnung des Leichnams oder für die Urnenbestattung. Der Vorsteher kann dann auswählen, welche Texte am ehesten einer Situation angemessen sind oder für die konkrete Feier passen.

Einige dieser Bücher für die Feier der Sakramente finden sich auch in mancher Sakristei. Eine Ausnahme bildet das Buch, das für die Spendung des Weihesakraments vorgesehen ist. Dieses heißt "Pontifikale" und findet sich meist nur in einer Sakristei eines Bistums, nämlich in der Sakristei der Kathedralkirche. Da nur ein Bischof das Sakrament der Weihe gültig und erlaubt spenden darf, wird es in den anderen Pfarreien einer Diözese nicht benötigt. Wenn doch einmal eine Weihe in einer Pfarrkirche gespendet wird (wie dies in manchen Bistümern für die Diakonenweihe üblich ist), dann bringt meistens der Sekretär des Bischofs dieses Buch mit. Von Aufbau und Inhalt jedenfalls gleicht es den anderen Büchern für die Feier der Spendung der Sakramente.

Bild: ©katholisch.de/msp

Für jedes Sakrament gibt es ein eigenes "Rituale" – zum Beispiel für die Taufe.

Stundenbücher

Wenn eine Gemeinde miteinander die Tagzeitenliturgie feiert, also zum Beispiel Laudes und Vesper betet, dann benötigt man hierzu das sogenannte "Stundenbuch". Mancherorts sagt man dazu auch "Brevier", abgeleitet vom lateinischen Namen "Breviarium Romanum", wie das Stundenbuch bis 1970 hieß. Bis heute sagt man auch, jemand muss noch "sein Brevier beten" und meint damit eigentlich die Feier der Tagzeitenliturgie.

Dieses Buch gibt es in drei Bänden: ein Band für die Advent- und Weihnachtszeit, ein Band für die Fasten- und Osterzeit und ein Band für die Zeit im Jahreskreis. In diesen Büchern sind die Texte abgedruckt, die man für die Feier der Tagzeitenliturgie benötigt. Das sind hauptsächlich die Psalmen, aber auch alt- beziehungsweise neutestamentliche Cantica, Lesungen, Hymnen und Fürbitten.

Von Fabian Brand