"Klarer Gegensatz" zwischen Forderung und Praxis

Kardinal Koch: Eucharistie und Abendmahl sind nicht identisch

Veröffentlicht am 21.01.2020 um 15:13 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Im September hatte der Ökumenische Arbeitskreis ein Plädoyer für die "Abendmahlsgemeinschaft" von Katholiken und Protestanten vorgelegt. Dem hat der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, jetzt widersprochen – aus einem Grund.

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Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat die Unterschiede zwischen katholischer Eucharistiefeier und protestantischem Abendmahl betont. Beide seien nicht einfach "identisch", sagte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates am Montag in einem Interview mit Vatican News. Koch bezog sich auf ein Dokument des deutschen Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK), das dieser im September veröffentlicht hatte. In dem Papier mit dem Titel "Gemeinsam am Tisch des Herrn - Ökumenische Perspektiven bei der Feier von Abendmahl und Eucharistie" plädierten katholische und evangelische Theologen dafür, dass die "wechselseitige Teilnahme an den Feiern von Abendmahl/Eucharistie in Achtung der je anderen liturgischen Traditionen (…) theologisch begründet" sei.

Bereits die Formulierung "Abendmahl/Eucharistie" sei eine "Voraussetzung, in der gesagt wird, hier ist eigentlich schon alles klar. Und das kann ich nicht teilen", sagte Koch. Viele offene Fragen im Verständnis der Eucharistie, zum Beispiel der Gedanke des Opfers oder die Frage des Amtes kämen im Dokument gar nicht vor. Er sehe dort "einen klaren Gegensatz zwischen dem, was im Text steht und dem, was in der evangelischen Kirche Praxis ist". In einem Text der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) anlässlich des Reformationsjubiläums heiße es beispielsweise, dass jeder Getaufte die Sakramente spenden könne. Nur der äußeren Ordnung halber solle er ordiniert sein. Im Text der ÖAK stehe dagegen etwas anderes, so Koch. "Und ich glaube, über diese offenen Fragen muss man noch diskutieren." Gleichwohl finde er im ÖAK-Text "sehr viel Gutes", so der Kardinal.

Bereits nach der Vorstellung des Textes hatte der Limburger Bischof Georg Bätzing betont, er trage den Text "als Frucht des ökumenischen Dialogs vieler Jahre mit" und schließe sich dem Votum voll und ganz an. Er sehe darin "einen wichtigen und gangbaren Schritt auf dem Weg hin zu einer sichtbaren Einheit unserer beiden Kirchen". Auch Ökumene-Bischof Gerhard Feige sagte in einem Statement, das Votum stoße "auf dem ökumenischen Weg eine Tür weit auf". "Ich weiß als Bischof und Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, wie groß hier die Erwartungen bei vielen Gläubigen sind."

Kardinal Kurt Koch ist seit 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Aufgabe des Rates ist Dialog und Zusammenarbeit mit anderen Kirchen und christlichen Weltgemeinschaften. (cbr)