Nach der Intervention durch die Kleruskongregation

Bischof Ackermann verteidigt Pfarreienreform gegenüber Rom

Veröffentlicht am 21.01.2020 um 19:26 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ Kurz nachdem die ersten "Pfarreien der Zukunft" errichtet werden sollten, stoppte der Vatikan die Umstrukturierung. Triers Bischof Stephan Ackermann hat nun Stellung dazu genommen – denn es geht ihm um mehr als die bloße Reform von Strukturen.

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Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat die vom Vatikan vorerst gestoppte Pfarreienreform in seinem Bistum gegen Kritik verteidigt. Er habe nun zwei Stellungnahmen an die zuständigen römischen Stellen geschickt, sagte Ackermann in einem Interview der Trierer Bistumszeitung "Paulinus" (Ausgabe vom 26. Januar). Er betonte, die Überlegungen, die hinter dem - vorerst ausgesetzten - Umsetzungsgesetz zur Pfarreienreform stünden, seien "nicht einem mutwilligen Wunsch nach Veränderungen entsprungen". Sie seien der Versuch, auf die Herausforderungen der Zeit zu antworten.

Ackermann sagte, dass der auf die katholische Kirche wirkende "Veränderungsdruck" hoch sei "und noch weiter steigt". Es gehe letztlich "nicht bloß um eine Reform von Strukturen. Wir wollen eine Kirche, die stärker missionarisch und diakonisch ausgerichtet ist", betonte der Bischof.

Im November 2019 hatte sich nach Beschwerden einer Priestergruppe und mehrerer Katholiken aus dem Bistum der Vatikan eingeschaltet. Die Kleruskongregation bestimmte, die Zusammenlegung der Pfarreien im Bistum Trier vorerst auszusetzen, um die Kritik sorgfältig zu prüfen. Ackermann sollte gegenüber der Kleruskongregation und dem Päpstlichen Rat für die Interpretation der Gesetzestexte zu den Beschwerden Stellung nehmen - was er nun tat.

Ein "unkomplizierter und guter Austausch"

In dem Interview betonte er, die Trierer Diözesansynode habe "sehr deutlich formuliert, dass es eine andere Gestalt der territorialen Seelsorge braucht". In seinen Stellungnahmen hebe er aber auch hervor, "dass die Auflösung der bisherigen Pfarrstrukturen nicht zu einer Anonymisierung der kirchlichen Lebenszusammenhänge und damit zu den gefürchteten 'XXL-Pfarreien' führt".

Immer wieder sehe er bei seinen Besuchen im ganzen Bistum, "wie eine kleiner werdende Zahl an Aktiven mit hohem Einsatz versucht, die pfarrlichen Aktivitäten, Strukturen und Traditionen aufrechtzuerhalten". Für "innovative Projekte" diakonischer oder missionarischer Art fehlten jedoch "häufig die Zeit und die Kraft". Die aktiven Gemeindemitglieder stünden in der Gefahr, "zunehmend zu einer geschlossenen Gruppe zu werden". Dadurch werde es für Menschen, die "nicht zum inneren Kreis der Pfarrei gehören", schwerer, "zu ihr einen Zugang zu finden".

Ackermann sagte weiter, er stehe "seit der Aussetzung des Umsetzungsgesetzes in schriftlichem und telefonischem Kontakt mit den römischen Stellen". Zudem habe er angeboten, auch zu persönlichen Gesprächen nach Rom zu kommen. Insgesamt könne er bislang von einem "unkomplizierten und guten Austausch" sprechen. Einen weiteren "Zeitplan" gebe es allerdings noch nicht.

Zur Rolle von Priestern in den geplanten Großpfarreien sagte der Bischof, das Priestersein im Bistum Trier könne sich künftig in größerer Bandbreite entfalten, "weil nicht jeder Priester 'zwangsläufig' Pfarrer werden muss". Ackermann: "Ich erhoffe mir von dieser Weitung des Priesterbildes, dass dadurch der priesterliche Dienst im Bistum für junge Männer neu an Attraktivität gewinnt."

Er wies die Kritik zurück, dass eine "Entkopplung von Priesterweihe und Hirtenamt" entstehe. "Wohl aber nehmen wir Abschied von einer bestimmten traditionellen Gestalt des 'Pfarrerseins'", sagte Ackermann. Wenn nun durch das Umsetzungsgesetz eine "erhebliche Zahl" von Priestern von Verwaltungsaufgaben entlastet werde, ergäben sich damit Freiräume für Aktivitäten der Seelsorge, Diakonie und Verkündigung. In den Pfarreien könne dann auch "Leitung kollegialer als bisher wahrgenommen" werden, wodurch die "Gefahr des Klerikalismus" bekämpft werde. (tmg/KNA)

22.1., 10:25 Uhr: Ergänzt um Absätze 7 und 8.