Mut zu neuen Wegen
Die Liturgiekonstitution "Sacrosanctum Concilium" war das erste von 16 Dokumenten, das die Versammlung von mehr als 2.500 Bischöfen aus aller Welt am 4. Dezember 1963 in Rom verabschiedete. Wichtige Elemente waren die weitgehende Ablösung des Lateinischen durch die jeweilige Landessprache im Gottesdienst und die aktivere Einbindung von Laien, beispielsweise als Lektoren und Kommunionhelfer.
Vor geladenen Gästen sagte Zollitsch, das Konzil habe nicht nur einzelne Riten "entschlacken" wollen. Anliegen der Reform sei es gewesen, "Jesus Christus so zu den Menschen zu bringen, dass er bei ihnen wirklich ankommen kann - und sie bei ihm". Die Kirche dürfe daher "nicht von der kleinen Herde der Gerechten träumen" oder nur um sich selbst kreisen. Sie müsse sich immer wieder zu den Menschen aufmachen, so der Erzbischof.
Bedeutung auch für das 21. Jahrhundert
Zollitsch erinnerte außerdem an die Bedeutung der Liturgiekonstitution auch für die Kirche im 21. Jahrhundert. Beim Konzil und heute stehe die Frage im Mittelpunkt, was es heiße "als Kirche und einzelner Christ in der Welt und für die Welt zu wirken, die Logik der Welt zu kennen und konsequent in der Logik Gottes zu leben".
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hob hervor, seit der Liturgiereform vor 50 Jahren habe es weltweit große gesellschaftliche Umbrüche gegeben. Das Konzil stehe "gewissermaßen im Schwellenbereich dieser Wandlungen". Den Konzilsvätern sei es nicht darum gegangen, "eine neue Kirche zu erfinden, sondern die alte in die neu entstandene Situation um ihretwillen hineinzubringen", so der Vorsitzende der Liturgiekommission der Bischofskonferenz.
"Konzil hat gezeigt, dass die Kirche lebendig ist"
Der Münchner Kirchenhistoriker Franz Xaver Bischof sagte, die bloße Tatsache eines Konzils habe bereits gezeigt, "dass die Kirche lebendig ist". Die Zeit zuvor sei lange durch Bewahrung und Erstarrung gekennzeichnet gewesen. Das von Papst Johannes XXIII. initiierte Konzil habe "katholische Weite nach innen wie nach außen" ermöglicht.
Der Münchner Liturgiewissenschaftler Winfried Haunerland unterstrich, als oberste Norm für die Liturgie habe das Konzil festgelegt, dass die Gläubigen einen Gottesdienst aktiv und leicht mitvollziehen können müssten. Schon nach den ersten Reformschritten sei Kritik an Experimenten und Willkür gewachsen. Daraus ergebe sich das immer wieder neu zu lösende Problem, gesunde Vielfalt von ungeordneter Beliebigkeit zu unterscheiden, so Haunerland. (stz/KNA)