Bertram Meier im Porträt: Das ist der neue Bischof von Augsburg
Das gab es in Bayern schon seit Jahrzehnten nicht mehr - ein Priester wird Bischof in seiner Heimatdiözese. In Augsburg entspricht Papst Franziskus mit der Ernennung von Bertram Meier (59) einem vielfach vorgetragenen Wunsch der Ortskirche. Ungewöhnlich an diesem Schritt ist zudem, dass seine Wahl auf denjenigen fiel, der das Bistum schon seit Freiwerden des Bischofsstuhls durch den Rücktritt von Konrad Zdarsa im vergangenen Juli kommissarisch leitete.
Der Augsburger Domdekan hat sich in dieser Rolle als zugänglicher, auf Ausgleich bedachter und dabei auch humorvoller Gesprächspartner profiliert. Der kann es mit jedem, heißt es über ihn. In einem Bistum, das vielfach von Polarisierungen geprägt ist, sollte das von Vorteil sein.
Kuriose Situation
Als am Mittwoch um kurz vor zwölf in den Dom geladen wurde, ergab sich eine etwas kuriose Situation: Der aktuelle Diözesanadministrator Meier leitete zunächst ein Gebet und gab dann an seinen Stellvertreter als "Bistums-Übergangsleiter" ab, Domkapitular Harald Heinrich. Dieser verlas daraufhin die Ernennungsurkunde mit dem Namen des neuen Bischofs - die zugleich die Beförderung seines bisherigen Chefs bedeutete.
"Hirt und Herde sind jetzt in Augsburg aus einem Stall", sagte Meier unter langem Applaus und fügte hinzu: "Das ist, glaube ich, auch gut so." Seit dem Ausscheiden von Josef Stimpfle 1992 kam in Augsburg kein Angehöriger des Diözesanklerus mehr auf den Bischofsstuhl - und auch in anderen bayerischen Diözesen muss man weit in die Vergangenheit zurückgehen, bis man einen solchen findet. Das hängt auch mit den Regeln zusammen, die für die Kür der sieben Diözesanbischöfe im Freistaat gelten. Die Mitsprache der Ortskirche beschränkt sich auf Vorschläge, im Prinzip ist der Papst bei der Ernennung völlig frei.
In Rom ist der gebürtige Buchloer kein Unbekannter. Von 1996 bis 2002 leitete Meier die deutsche Abteilung im vatikanischen Staatssekretariat. Kurienstaatssekretär Pietro Parolin kennt ihn aus dieser Zeit, er war damals Untersekretär dieser wichtigen Kurienbehörde. Das dürfte für Meiers Beförderung zum Bischof kein Nachteil gewesen sein. Intern heißt es, auch die seit damals weiter gepflegten Verbindungen Meiers nach Rom könnten ihm bei seiner neuen Aufgabe und darüber hinaus in der Deutschen Bischofskonferenz noch von Nutzen sein.
Anders als sein verschlossener und medienscheuer Vorgänger Zdarsa ist Meier ein leutseliger Typ, der auch mal hemdsärmelig auftritt und dabei schallend lachen kann. Kirchenpolitisch ist Meier keinem der gängigen Lager zuzuordnen. Seine starke römische Prägung kann er gleichwohl nicht verleugnen, auch wenn er immer wieder vorsichtige Wegmarken in Richtung Modernisierung setzt und wie der Münchner Kardinal Reinhard Marx dem Blick nach vorn und nicht zurück das Wort redet.
Starkes ökumenisches Engagement
Im Advent hielt er zum Beispiel eine Predigtreihe unter dem Titel "Ermutigt - Ermächtigt: Frauen erneuern Kirche und Welt". Den Synodalen Weg, die Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, nannte der Domdekan - trotz aller kritischen Anfragen - alternativlos und eine "Werkstatt des Heiligen Geistes". An Silvester forderte er seine Zuhörer im Dom auf: "Lasst uns Christen mit Biss sein, aber nicht verbissen."
Sein starkes ökumenisches Engagement als Referatsleiter im Augsburger Ordinariat und auch in führender Position in der Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen (ACK) in Bayern hat einen biografischen Hintergrund, auf den er gern verweist. Meier entstammt einer gemischtkonfessionellen Ehe.
Zum Bischof geweiht werden soll er am 21. März im Augsburger Dom, voraussichtlich um 10 Uhr. Die bischofslose Zeit in Bayerisch-Schwaben wird dann keine zehn Monate gedauert haben. Für eine Sedisvakanz in Bayern ist das im langjährigen Mittel relativ flott.