Überall präsent: Auf den Spuren des heiligen Blasius durch Dubrovnik
"Saint Blaise" heißt nicht nur die Kirche, sondern auch die Konoba direkt nebenan. Mit deftig-mediterraner Küche lockt das Lokal vor allem Touristen an, die sich nach dem Rundgang auf der Stadtmauer und dem Blick über die berühmten rotgeziegelten Dächer stärken wollen. Auch jenseits der ihm gewidmeten Kirche ist der Stadtpatron in Dubrovnik überall präsent. Eine App lädt dazu ein, die kroatische Küstenstadt auf den Spuren von Sveti Vlaho zu entdecken, wie der Heilige in Dubrovnik genannt wird.
Über das Leben des armenischen Bischofs und Märtyrers Blasius von Sebaste ist wenig bekannt. Als Arzt soll er alle Menschen behandelt haben – unabhängig davon, ob sie arm oder reich, Christ oder ungläubig waren. Im Jahr 316 soll er während der Christenverfolgung des Römischen Reichs nach Folter und Haft enthauptet worden sein.
Einer der vierzehn Nothelfer
Als einer der vierzehn Nothelfer übernahm er seither eine ganze Reihe von Aufgaben: Er wird nicht nur gegen Halsbeschwerden, Blasenleiden, Blutungen, Zahnschmerzen, Geschwüre und die Pest angerufen, sondern ist auch Schutzpatron der Ärzte, Kämmler, Blasmusikanten, Bauleute, Maurer, Gipser, Gerber, Schuhmacher, Schneider, Strumpfwirker, Wachszieher, Weber, Wollhändler und der wilden Tiere.
Seit dem 16. Jahrhundert ist das Spenden des Blasius-Segens in Deutschland verbreitet, und hierzulande finden sich einige Reliquien des Heiligen. Wohl nirgends wird er jedoch so verehrt wie in Dubrovnik. Im Jahr 972 kam sein Kopf als wertvolle Reliquie in die kroatische Stadt. Heute befindet sie sich, in Gold gefasst, im Dommuseum – mit weiteren Reliquien wie beiden Armen, einem Bein und einer Halsreliquie.
Wer heute die Altstadt von Dubrovnik durch das Pile-Tor an der Westseite betritt, wird vom Patron höchstselbst begrüßt. Sowohl an der Innen- als auch an der Außenseite des Tores befinden sich Statuen von Blasius; darunter eine der ältesten erhaltenen Darstellungen überhaupt. Die Figur in der Nische hinter der Zugbrücke, die über einen tiefen Burggraben führt, stammt vom Bildhauer Ivan Mestrovic (1883–1962). Er gilt als einer der bekanntesten kroatischen Künstler des 20. Jahrhunderts – und befasste sich zeitlebens auch mit religiösen Themen.
Hinter dem Stadttor können Besucher linkerhand die Stadtmauer erklimmen – oder geradeaus über den Stradun weiterflanieren. Der Weg über die Prachtmeile führt direkt zur St.-Blasius-Kirche von 1715. Der venezianisch-barocke Stil macht sie für viele zu einem der schönsten Gotteshäuser der Stadt. Der Vorgängerbau brannte im Jahr 1706 vollständig ab. Erhalten blieb lediglich eine Figur des Stadtpatrons. Nach neun Jahren kehrte sie in die neuerrichtete Kirche zurück und hat bis heute einen besonderen Stellenwert. Die Statue hält die Stadt in ihrer Hand – eine häufige Darstellung von Blasius.
Rettung vor venezianischem Überfall
Denn als alter Mann mit langem Bart, wie er damals beschrieben wurde, soll Blasius den Bewohnern von Dubrovnik einst zur Hilfe gekommen sein, als die Venezianer einen Angriff auf die Stadt planten. Der Legende nach waren sie an der Bucht von Gruz und der Insel Lokrum vor Anker gegangen. Die Bewohner glaubten, die Venezianer wollten sich mit Proviant ausrüsten, um dann weiterzusegeln – tatsächlich spionierten sie jedoch Schwachpunkte innerhalb der Stadt aus. Blasius machte den Pfarrer auf die drohende Gefahr aufmerksam und rettete die Stadt damit vor einem nächtlichen Überfall.
Am 3. Februar feiert die Stadt ihren Schutzheiligen seither mit einer Messe und einer Prozession. Das Fest steht auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco. Es vereine viele kulturelle Ausdrucksformen, so die Kulturorganisation der Vereinten Nationen: religiöse Rituale und Volkslieder, traditionelles Handwerk und Festspiel-Stimmung.
Freudig können den Gedenktag unterdessen auch alle begehen, denen die dunkle Jahreszeit auf die Nerven geht. Nach einem kroatischen Sprichwort ist Blasius nämlich derjenige Heilige, der das Frühjahr ankündigt. Und eine deutsche Bauernregel verspricht: Sankt Blasius stößt dem Winter die Hörner ab.