Andreas Keller stellt Tausende Fotos von Gotteshäusern ins Netz

Der Kirchen-Paparazzo

Veröffentlicht am 05.02.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Stuttgart ‐ Mehr als 7.000 Fotos von Kirchen hat Andreas Keller bereits ins Netz gestellt. So lässt er andere Menschen an seiner Begeisterung für Gotteshäuser teilhaben. Dabei hat Keller seine Leidenschaft für die Fotografie erst sehr spät entdeckt.

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Sein Berufsleben gehörte der Musik, sein Ruhestand gehört der Fotografie. Andreas Keller, pensionierter Intendant der Internationalen Stuttgarter Bachakademie, macht im Internet Aufnahmen von Kirchen verfügbar. Weit über 7.000 Bilder hat er nach eigenen Angaben bereits hochgeladen, es könnten noch Tausende folgen.

Gotteshäuser faszinieren den 75-Jährigen. "Ich habe die Hälfte meines Lebens in Kirchen verbracht", sagt er. Nicht aufgrund besonderer Frömmigkeit, sondern weil viele Konzerte, Aufnahmen und TV-Produktionen in Kirchen stattfanden. Seit er die heiligen Hallen von außen und innen fotografiert, sind sie für ihn noch interessanter geworden.

Wie bei Kinderspiel 'Ich sehe was, was Du nicht siehst'

"Es ist wie bei dem Kinderspiel 'Ich sehe was, was Du nicht siehst'", erläutert er. Deshalb nimmt er sich für seine Aufnahmen viel Zeit. Erst einmal setzt er sich in einer Kirche nur hin, lässt den Raum auf sich wirken. Er versucht, hinter Glasfenstern, Gewölben und Kunstschätzen die Botschaften zu verstehen, die Architekten und Gestalter vermitteln wollten.

Einen halben bis eineinhalb Tage dauert der erste Foto-Einsatz vor Ort. Zunächst entstehen rund 800 Aufnahmen. Beim Sichten und Nachbearbeiten des Materials am Computer fallen ihm neue Fragen zum Raum ein, weshalb er immer ein zweites, manchmal sogar ein drittes Mal hinfährt, um sein Bildangebot zu vervollständigen.

Andreas Keller ist Kirchenfotograf
Bild: ©epd-bild / Marcus Mockler

Sein Berufsleben gehörte der Musik, sein Ruhestand gehört der Fotografie. Andreas Keller, pensionierter Intendant der Internationalen Stuttgarter Bachakademie, macht im Internet Aufnahmen von Kirchen verfügbar. Weit über 7.000? Bilder hat er nach eigenen Angaben bereits hochgeladen, es könnten noch Tausende folgen.

Die besten Fotos zeigt Keller auf zwei Internetseiten: kirchen-online.com und kirchen-online.org. Das Material ist so aufbereitet, dass Nutzer gezielt Kirchen suchen können. Inzwischen gibt es auch eine Rubrik zu Heiligen und Rosenkranzbildern. Wer beispielsweise Darstellungen des von Pfeilen durchbohrten Heiligen Sebastian sehen möchte, wird schnell in ganz verschiedenen Kirchen fündig.

Die Auswahl der Gotteshäuser ist eher zufällig. Keller hat seine Heimatstadt Stuttgart vorzüglich dokumentiert, dazu die Bodenseeregion, wo er sich regelmäßig aufhält. Außerdem gibt es einen reichen Fundus aus der Schweizer Region Surselva, wo er ebenfalls immer wieder zu Gast ist. Der Hobby-Fotograf hat keine Ambitionen, die Kirchen im deutschsprachigen Raum systematisch zu erfassen - diese Herausforderung wäre ihm zu groß.

Im Ruhestand mit dem Fotografieren begonnen

Zumal Keller noch einige Ehrenämter bekleidet. So leitet er den Stuttgarter Verein "Zeichen der Erinnerung", der an die Deportation von Juden während der Nazi-Zeit erinnert. Sei einem halben Jahr ist er zudem Vorsitzender des Fördervereins der Stuttgarter Brenz-Kirche am Killesberg. Die völlig ungewohnte Architektur des Gotteshauses mit Flachdach und abgerundeten Ecken wurde von den Nationalsozialisten durch ein aufgesetztes Spitzdach und scharfe Ecken "germanisiert" - und der Verein möchte nun den ursprünglichen Zustand wiederherstellen.

Angefangen mit dem Fotografieren hat Keller 2008 mit dem Eintritt in den Ruhestand. Zum Abschied schenkten ihm die Kollegen von der Bachakademie eine Spiegelreflexkamera. Die ersten Jahre konzentrierte er sich auf Großaufnahmen von Blumen und gab bald einen Foto-Kalender in die Druckerei. Der Musiker ließ es sich nicht nehmen, darin zu den Sonn- und Feiertagen die passende Kantate von Johann Sebastian Bach zu vermerken.

Dann schwenkte er um auf die Kirchenfotografie. Seine Aufnahmen kündigt er immer beim zuständigen Pfarramt an. Das hat den Vorteil, dass er oft in Bereichen sein Stativ aufstellen kann, die andere Besucher nicht betreten dürfen, etwa im Chor. In einer Schweizer Kirche hatte er einmal unangemeldet Streifzüge durch den Raum unternommen - und dabei die Alarmanlage ausgelöst. Eine solche Panne soll nicht mehr passieren.

Von Marcus Mockler (epd)