Zölibatäre Priester blieben wichtig – aber...

Kardinal Marx: "Abschaffung des Zölibats, da bin ich nicht dabei"

Veröffentlicht am 06.02.2020 um 15:15 Uhr – Lesedauer: 

Nürnberg ‐ Auch künftig müsse es unter den Priestern Männer geben, die brüderlich und väterlich für die Menschen da seien und "nicht Häuser bauen und eine Familie gründen wollen", betont Kardinal Reinhard Marx. Ob es andere Zugangswege zum Weiheamt gebe, "werden wir sehen".

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Die katholische Kirche bleibt nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx auf unverheiratete Priester angewiesen. "Es geht nicht um die Abschaffung des Zölibats, da bin ich nicht dabei", sagte Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, mit Blick auf aktuelle Debatten am Donnerstag in Nürnberg. Ob es andere Zugangswege zum Weiheamt gebe, "werden wir sehen", fügte er hinzu. Eine "Weiterentwicklung" und Öffnung für neue Lebensformen werde aber die Bedeutung des zölibatären Priesteramtes nicht schmälern.

Auch künftig müsse es unter den Priestern Männer geben, die brüderlich und väterlich für die Menschen da seien und "nicht Häuser bauen und eine Familie gründen wollen", sagte Marx. Der Kardinal äußerte sich in einem Festgottesdienst zum 100-jährigen Bestehen des Klerusverbands, einem Zusammenschluss von Priestern und Diakonen aus Bayern und der Pfalz.

Marx erinnerte in seiner Predigt an die Gründung, die vom damaligen Münchner Kardinal Michael von Faulhaber angeregt worden war. Für Faulhaber sei es 1920 "außerhalb seiner Vorstellungskraft" gewesen, dass es einmal verheiratete Diakone geben könnte. Priester sollten sich daher auch heute nicht ängstlich an ihre Identität klammern, sondern mutig nach vorn schauen. Dabei erinnerte Marx an das Jesuswort: "Wer sein Leben retten will, wird es verlieren."

Geheimnis Gottes größer, Kirche dagegen "etwas weniger wichtig" geworden

Der Kardinal bekannte, in den 40 Jahren seines priesterlichen Lebens sei das Geheimnis Gottes für ihn größer geworden, die Gestalt Jesu Christi "bunter, vielfältiger, auch attraktiver"; die Kirche dagegen "etwas weniger wichtig". Priester sollten von Jesus so sprechen, dass spürbar werde: "Da ist eine Person, die mich nicht in Ruhe lässt."

Die frühere deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, rief den Klerus dazu auf, seine Rolle zu klären. Über die bisherige Theologie des Amtes hinaus müsse er sich fragen, was er mit Reformen verbinde und wo er sich als Motor der Entwicklung sehe. In diesem Zusammenhang gelte es die Subsidiarität, eines der Grundprinzipien der katholischen Soziallehre, wiederzuentdecken. Statt die kleine Einheit wertzuschätzen, geschehe in der Kirche das Gegenteil. Technokratische Konzepte seien jedoch zum Scheitern verurteilt.

Der Klerusverband hat nach eigenen Angaben knapp 3.000 Mitglieder, das prominenteste ist der emeritierte Papst Benedikt XVI. Der Verband fungiert als Standesvertretung und bietet seinen Mitgliedern Fortbildungen sowie Hilfe in Rechtsfragen an. Außerdem handelt er alle zwei Jahre mit dem Berufsverband Katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft einen Tarifvertrag für die Pfarrhaushälterinnen aus. (KNA)