Künftiger Bischof auch zu Entschädigung aus Kirchensteuern

Bertram Meier: Union soll für muslimische Kandidaten offen sein

Veröffentlicht am 09.02.2020 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Der künftige Bischof von Augsburg, Bertram Meier, ist für die Aufnahme von Nicht-Christen in die Unionsparteien – nicht nur aus Gründen der besseren Integration. Meier äußerte sich auch dazu, wie sein Bistum Missbrauchsopfer entschädigen wolle.

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Der künftige Bischof des Bistums Augsburg, Bertram Meier, hat alle Parteien und insbesondere die Union aufgerufen, sich stärker für muslimische Kandidaten zu öffnen: "Es müssen sich nicht alle taufen lassen, wenn sie christliche Werte gutheißen. Wenn ich nichtchristliche Kandidaten nicht zulassen möchte, muss ich mich fragen lassen: Will ich, dass in Deutschland eine muslimische Partei entsteht?", sagte Meier der "Augsburger Allgemeinen" vom Samstag. Ihm sei eine Öffnung der C-Partei auch für Muslime lieber, "und es ist auch besser für die Integration", betonte er. "Mir ist es wichtig, wenn jemand in einer C-Partei ist, dass er dann auch versucht, die mit dem C verbundenen Werte zu akzeptieren und auch in seinem politischen Handeln voranzubringen."

In dem Interview sagte er weiter, dass er keinerlei Kirchensteuergelder zur Finanzierung von Entschädigungen für Missbrauchsopfer heranziehen wolle. "In der Diözese Augsburg werden wir bei einer Neuregelung dafür nicht Kirchensteuermittel nehmen, weil es bei aller Solidarität nicht gut ist, wenn Menschen Mitgliedsbeiträge für kirchliche Zwecke leisten und wir sie einsetzen, um kriminelle Aktivitäten zu entschuldigen" In Augsburg sei man in der vorteilhaften Situation, dass man Zahlungen noch aus anderen Geldquellen leisten könne, darunter vor allem aus dem Vermögen des bischöflichen Stuhls.

Meier hält zugleich einen gemeinsamen Fonds, in den jede Diözese einzahlt, für möglich. "Es gibt auch viel ärmere Diözesen, sie müssen aus der Kirchensteuer Mittel entnehmen, um Entschädigungen zahlen zu können", sagte er. Allerdings gebe es Kritik an einem gemeinsamen Fondsmodell. "Ich kann verstehen, dass Diözesen sagen: Wir wollen nicht zahlen für Taten und Täter, die gar nicht zu uns gehören."

Auch als Bischof ein Mitglied im Volk Gottes

Der neue Bischof kündigte an, sich im Amtsverständnis am Vorbild von Papst Franziskus zu orientieren: "Man kann sich von ihm inspirieren lassen", sagte Meier. "Ich werde mir keine hohe Mitra aufsetzen oder prunkvolle Barockstäbe herumtragen. Ich bin auch als Priester und Bischof ein Mitglied im Volk Gottes."

Zudem wehrte sich der Bischof gegen Versuche im Richtungsstreit der katholischen Kirche, die Autorität von Papst Franziskus in Frage zu stellen: "Hinter den vatikanischen Mauern gibt es verschiedene Strömungen und auch dort menschelt es", sagte Meier. "Eines ist klar: Der regierende Papst ist unser Papst. Es gibt nur einen Papst und der heißt Franziskus. Er hat Durchsetzungskraft und ich glaube, dass er seinen Weg weitergehen wird."

Meier war am 29. Januar von Papst Franziskus zum neuen Bischof von Augsburg ernannt worden. Unmittelbar nach Bekanntgabe seiner Ernennung sagte er zu seinem Amtsverständnis: "Ein Bischof bleibt immer Mensch. Und es kratzt überhaupt nicht an seiner Autorität, wenn er dieses Menschsein zulässt." Am vergangenen Freitag kündigte er zudem an, nicht im Augsburger Bischofshaus wohnen zu wollen, und bot sich als Mittler zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und dem Vatikan an.

Der Domdekan Bertram Meier (59) ist derzeit Diözesanadministrator, also Übergangsleiter, des Bistums Augsburg. Dieses Amt hat er seit Juli 2019 inne. Damals trat der bisherige Augsburger Bischof Zdarsa in den Ruhestand. Am 29. Januar ernannte Papst Franziskus Meier offiziell zu Zdarsas Nachfolger. Am 13. März wird Meier in München seinen Eid auf die bayerische Verfassung ablegen. Für den 21. März ist im Augsburger Dom seine Weihe zum Bischof angesetzt. (cst/KNA)